Beschreibung
Intensives Nachdenken führt zur Detonation der Schädeldecke. Kopfzerbrechen buchstäblich. Schreibmaschinen entpuppen sich als sprechende Käfer. Drogenabhängige Gynäkologen feiern einen dreifachen Uterus-Ausgang als Kunstwerk der Natur: Die abseitigen, nach trash klingenden Phantasien des kanadischen Regisseurs David Cronenberg (u.a. »Naked Lunch«, »eXistenZ«) sind ein kalkulierter Grenzgang zwischen Genre-Kino und Autorenfilm. Die hier unternommene Freud/Lacansche Lektüre der Cronenbergschen Bildwelten sucht nicht nach filmischen Illustrationen psychoanalytischer Thesen. Statt dessen wird der »organische Horror« des Kanadiers als filmisches Pendant zur Struktur des (Alp)Traums lesbar. Durch die fatale Optimierung des körperlichen Lustempfindens streng nach den Regeln der technischen Vernunft setzen Cronenbergs Protagonisten in der Nachfolge des mad scientists der Schauerromantik ein (a)sexuelles Genießen frei, das im Freudschen Sinn »Jenseits des Lustprinzips« angesiedelt ist.
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber so genau dann doch nicht, und schon gar nicht von David Cronenberg - davon handelt diese erste umfassende Werkanalyse, die auch seinen neuen Film »Spider« einschließt.
Rezension
»Riepe liest Cronenbergs Filme mit Freud und Lacan. Und zwar methodisch streng, semantisch genau, ohne modische Garnitur und ohne flotte Zizekismen. Was dabei herausgekommen ist, dürfte auch für Leser interessant sein, die nicht mit der Psychoanalyse aufgewachsen sind.«
Sabine Horst, epd Film, 4 (2003)
Besprochen in:
St. Gallener Tageblatt, 11.01.2002
F.LM - Forum zum Film, 12 (2002), Arno Meteling
Saarbrücker Zeitung, 16.01.2003, Tobias Kessler
WDR 3 - Gutenbergs Welt, 08.03.2003, Alban Nikolai Herbst
Psyche, 2 (2004)
artechock, Michael Staiger