Beschreibung
In seinem neuen Buch mit dem programmatischen Titel wundgewähr packt José F. A. Oliver, „wort & welt im ohr“, seinen „rucksack“ aus. Sanfte Erdbeben mit jedem Wort. Wie in einem Ruck lässt der „nomadische Heimatdichter“ (Ilija Trojanow) alle Zeichen aus dem Sack, um sie wundgemäß neu zu setzen. Mit „wundgewähr“: wahrhaft, unverstellt, sachgemäß. Wo es doch darum geht, auf den poetischen Fährten, die sich in jedem Wort auftun, den kontinuierlichen Widersprüchlichkeiten am Leben nachzuspüren. Schreiben mit „messer & gabel & schere & licht“. Nach Belieben ist Oliver das Kind, das mit den Sprachen spielt. Er stibitzt sie, wie das Kind die ihm verwehrten Instrumente. Aber Oliver lässt die Sprachen nicht feiern, er gibt sich keinen Sprachspielen hin, er macht aus ihnen lauter Spielsprachen. Bald humorvoll, bald zornig, auch ironisch, mitunter bitter und oft ohnmächtig, zuweilen mit »m:acht« und immer mit Bedacht verleiht er den Wörtern »weltbiss«, um »die welt mit sätzen zu verbessern« und in Gegenwart des Todes »die niederkunft der wundgewähr / aus welken & w:erden« zu verkünden.
Rezension
»[...]eine ganze Subgattung scheint der Dichter zu begründen: die postnationale Lyrik. Die Idee von einer fixen Identität wird darin als Konstruktion entlarvt. Das Ich nimmt weltbürgerliche Züge an, definiert sich nicht aus der Prägung, sondern aus seinem eigenen Entwurf heraus.«
– Björn Hayer, neues Deutschland
»Es sind Gedichte in einemTransit-Zustand, im Modus der sprachlichen Grenzüberschreitung, aufgezeichnet an den unterschiedlichsten Orten [...] Gedichte mit scharfkantigen Zeilenbrüchen, in denen Wörter zerlegt und neu komponiert werden, Texte, die ›mundneugierig‹ sind und inspiriert von der Klangherkunft der einzelnen Wörter.«
– Michael Braun, Badische Zeitung
»Oliver erfindet bisweilen gänzlich neue Sprachansätze, in die man sich hineinfinden muss, möchte, denn sie machen etwas mit dem, wie man die Sujets der Gedichte wahrnimmt, die vom tagespolitischen Kommentar über das gebrochene Stillleben über Verlusterfahrungen und Weltzweifel zu einer Art Erkenntnis führen: Welt, Wahrnehmung und Sprache sind niemals eins, man muss sie subjektiv einander nahebringen. Nicht mit dem Ziel, zu verstehen. Sondern mit dem Ziel, Fragen zu stellen, wann immer es geht.«
– Gerrit Wunstmann, Signaturen-Magazin