Beschreibung
»Im gotischen Christenmärentum vertiert der Mensch. Das Tier, dem er sich annähert, macht seinerseits einen Schritt: Es nimmt etwas Menschliches an, was beunruhigt. Dieser Wolf ist Herr Isegrim, diese Eule ist Doktor Weisheit« – wobei Victor Hugo, der dies schreibt, weder Paulus Böhmer und Klaus Reichert, noch Klaus Reichert und Paulus Böhmer gemeint haben kann. Aber was diese beiden im vorliegenden Bändchen umtreibt, Monster in allen Formen und der Inhalt des Monströsen, meint er dennoch und versteht, wie die beiden, viel von der Zeitlosigkeit des Monstrums: »Im Mittelalter ist das Verschwinden an Wirklichkeit nicht geringer als in der Antike. In den Logarithmen der Imagination reicht ein Glied mehr, um alles zu verändern. Es ist eine neue unerhörte Welt. Von diesen unerhörten Welten gibt es so viele, wie es Arten an Leichtgläubigkeit gibt« – womit wiederum kaum direkt auf Shakespears Othello angespielt ist, den Klaus Reichert ins Auge faßt, um über das Ungeheuerliche zu reflektieren. Vielmehr geht es um das Wissen von der Allgemeingültigkeit des Monsterhaften, das den kleinsten Schaukasten wie das kosmische Weltfenster des Paulus Böhmer, die Gleichzeitigkeit des Geschiedensten, das Gleich-Gewicht alles noch so sehr Auseinanderklaffenden darin, füllt. »Noch niemand hat das letzte Wort über die einzigartige Vitrine japanischer Monster in der Den Haag-Galerie gesprochen. Die flüchtige Wissenschaft lächelt darüber, übergeht es und stellt das Orakel auf: Es sind zusammengeflickte hybride Glieder; aber gewiß ist, daß das Klippe und Anstoß zur Reflexion für die ernsthaften Beobachter ist.« – Man betrachte das vorliegende Bändchen als solche Art Vitrine (die man sich freilich um das Bändchen »Promotorium Somnii / Vorgebirge des Traums« von Victor Hugo einblickreich ergänzen kann ...), von der Saint-Hilaire weise gemurmelt haben soll: »Rätselhaft!«