Beschreibung
Die Vertreibung von Tausenden „jüdischer“ und „politisch untragbarer“
Ensemblemitglieder 1933 aus den deutschen Theatern war das
Ergebnis einer rassistischen Kulturpolitik, die als Kampf gegen den
„Musikbolschewismus“ und die „entartete Musik“ lange vorher
propagiert und von Teilen des Bürgertums mitgetragen wurde.
Am Beispiel von sechs hessischen Theatern zeigen die Autoren
erstmals die Vertreibungspraxis und die Folgen für die Opfer in einer
Region.
Hannes Heer präsentiert die Geschichte des hessischen
Landestheaters Darmstadt von 1918 bis 1938. Er weist nach, wie die
Massenentlassung von mindestens 60 Ensemblemitgliedern durch
eine Gruppe von Nationalsozialisten im Landestheater organisiert und
die freigewordenen Stellen systematisch mit Parteigenossen besetzt
wurden.
Sven Fritz zeigt in seiner Studie zu den Theatern in Wiesbaden,
Kassel, Gießen und Mainz Variationen dieser Vertreibungspraxis und
nennt erstmals verlässlich die Namen der Opfer.
Jutta Zwilling und Heike Drummer beschreiben am Beispiel von
24 ehemaligen Ensemblemitgliedern der Städtischen Bühnen in
Frankfurt am Main den Mechanismus der Verfolgung nach 1933 bis
zum Ende in den Vernichtungslagern. Die Beiträge benennen die
Namen bzw. liefern – im Falle von Darmstadt – auch die Biografien der
Täter.