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Jüdische Gemeinden zwischen bürgerlicher Emanzipation und Obrigkeitsstaat

Studien über Anspruch und Wirklichkeit jüdischen Lebens in kurhessischen Kleinstädten im 19. Jahrhundert

Erschienen am 01.02.2002
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783921434239
Sprache: Deutsch
Umfang: 349
Format (T/L/B): 24.0 x 17.0 cm
Auflage: 1., Aufl.
Einband: Gebunden

Beschreibung

Das 19. Jahrhundert war eine entscheidende Epoche in der Geschichte der deutschen Juden. Nachdem die christliche Gesellschaft bisher auch in Kurhessen jahrhundertelang der unter ihr lebenden jüdischen Minderheit die Gleichberechtigung verwehrt hatte, gelang den Juden jetzt der Aufstieg in die bürgerliche Gesellschaft. Wie die Verfasserin am Beispiel der jüdischen Gemeinden in den kurhessischen Städten Fritzlar, Greben-stein, Witzenhausen und Wolfhagen aufzeigt, war dies freilich auch jetzt noch ein mühsamer, von vielfältigen Konflikten begleiteter Weg. Während die Obrigkeit von der jüdischen Bevölkerung eine weitgehende Assimilation erwartete, fürchteten orthodoxe Juden die Zurückdrängung jüdischer Bildung und Sitte. Die Verfasserin behandelt ausführlich die Debatte um die jüdische Emanzipation und die vielfältigen Gesetze und Verordnungen, die das Leben der jüdischen Bürger weiterhin regelten. Auch wenn schon Anfang der 1830er Jahre ein Teil der jüdischen Bevölkerung eine gewisse Gleichberechtigung erhielt, bestimmten doch nach wie vor vielerlei Widersprüche ihre Existenz: Während die Regierung die „bürgerliche Verbesserung“ der Juden forderte, scheiterte deren Aufstieg in angesehene bürgerliche Berufe oft genug am Widerstand der Zünfte und der örtlichen Obrigkeit. Andererseits war es den jüdischen Gemeinden jetzt möglich, mit einer eigenen Synagoge im Stadtbild in Erscheinung zu treten, Gelände für einen eigenen jüdischen Friedhof zu erwerben und für die Mikwe zu sorgen. Mit welchen Schwierigkeiten dies indessen in der Praxis oft verbunden war, schildert die Verfasserin ebenso anschaulich wie die Probleme des jüdischen Schulwesens, das für die kleinen jüdischen Gemeinden eine hohe Belastung darstellte, aber in dem kurhessischen Staat notwendig war, der nur Bekenntnisschulen kannte. Die Kasseler Dissertation beschreibt damit die wesentlichen Tatsachen und Probleme, die den Aufstieg der jüdischen Bevölkerung in die bürgerliche Gesellschaft im 19. Jahrhundert begleiteten. Wertvoll sind auch die beigefügten Listen der jüdischen Gemeindemitglieder in den vier kurhessischen Städten, weil sie zugleich genaue Angaben über die ausgeübten Berufe und die jüdische Auswanderung – vor allem nach Übersee – enthalten. Der Verfasserin gelingt in ihrer Studie eine beispielhafte Verbindung von allgemeiner Forschung und Alltagsgeschichte. So entsteht ein anschauliches Bild kleinstädtischen jüdischen Lebens im 19. Jahrhundert.

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