Beschreibung
Das metaphysisch-theistische Weltbild hat seine Plausibilität verloren: Gott ist tot. Diese neuzeitliche Erfahrung zwingt und befreit Menschen, ohne Rückgriff auf einen jenseitigen Gott von Gottes-Widerfahrnissen zu reden. In Philosophie, Soziologie und Literatur finden sich vergleichbare Versuche, atheistisch von Heiligem zu sprechen. Methodisch ist die Hermeneutik für dieses interdisziplinäre Projekt nur bedingt tauglich. Leitend ist ein dekonstruktivistisches Verfahren im Sinne einer kritischen Wahrnehmungslehre, in der sich allgemein verständliche und fachtheologische, generalisierbare und kontingente Zu- und Umgänge mischen. Das unauflösbare Paradox menschlichen Lebens, ungefragt ins Leben gerufen zu sein und zugleich sein Leben in der unerfüllbaren Orientierung am Nächsten zu gestalten, ist im Ergebnis heute auch politisch und kulturell-gesellschaftlich gegen Fundamentalismus und neoliberalen Positivismus offen zu halten. Gottes Abwesenheit als neuzeitliche Weise seiner Anwesenheit steht doppelt auf dem Spiel: gegen Rückfall in theistischen Fundamentalismus und gegen das Vergessen auf Kosten mediatisierter Selbstinszenierung – eine Gratwanderung.
Autorenportrait
Uwe Gerber, Studium der Evangelischen Theologie und Philosophie, 1964 Promotion (Katholischer Glaubensbegriff), 1968 Habilitation in Basel (Disputatio als Sprache des Glaubens), Akademischer Oberrat an der TU Darmstadt und außerordentlicher Professor für Systematische Theologie der Universität Basel.