Beschreibung
»Schlimm ist es zu sehen, wie Geschichte entsteht.« Seit Sommer 2014 notiert Serhij Zhadan, was ihm auf seinen Reisen ins ostukrainische Kriegsgebiet widerfährt. Es sind lyrische Momentaufnahmen, die das Essentielle jäh aufscheinen lassen, Kürzestgeschichten über Menschen, die plötzlich auf zwei verfeindeten Seiten stehen oder nicht mehr wissen, wo sie hingehören und was aus ihnen werden soll. Wenige Strophen vermitteln etwas von der Tragödie Millionen Einzelner. In den lakonischen Versen ist die Bedeutung Brechts spürbar, dessen Lyrik Zhadan seit der ukrainischen Revolution übersetzt.
Autorenportrait
Claudia Dathe, geboren 1971, studierte Übersetzungswissenschaft (Schwerpunkt Russisch und Polnisch) am Institut für Angewandte Linguistik und Translatalogie der Universität Leipzig sowie in Pjatigorsk (Russland) und Krakau. Anschließend absolvierte sie ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre. Für den Suhrkamp Verlag übersetzt sie Werke Serhij Zhadans aus dem Ukrainischen ins Deutsche und wurde unter anderem für ihre Übertragung seines Lyrikbands
mit dem Drahomán-Preis ausgezeichnet.
Rezension
»Wer verstehen will, was in der Ostukraine geschehen ist, muss die Bücher von Serhij Zhadan lesen.«
»Vielfach übersetzt und ausgezeichnet, gehört der 42-Jährige zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur sowie zu den unerschrockensten Intellektuellen seines Landes. … man möchte sein Buch unter keinen Umständen missen. Aufklärerisch, luzid und poetisch verkörpert es eine Weltsicht, die jeder Art von Gewalt und ideologischer Manipulation dezidiert abschwört.«
»Zhadan verankert keine Gewissheiten im Leser, sondern stellt erhellende Fragen ohne Pathos. In seinen poetischen Reportagen ertastet der Sprachkünstler Leerstellen, und findet trotz Illusionslosigkeit im Kriegslärm Bruchstücke von Zuversicht.«
»Zhadan, die derzeit kühnste Schriftstellerstimme aus der Ukraine … Mit Wucht und Rasanz, dann wieder mit Zärtlichkeit und Fragilität führt uns Zhadan in Sprache und Rhythmus die Menschen in ihrer Verlassenheit vor Augen. Dabei zieht er alle Register.«
»Es ist eine erzählerische Lyrik, die sich ganz konkret auf das Zeitgeschehen bezieht, fragend, sich erinnernd und reflektierend in Zhadans unverkennbarer, musikalischer, weit offener Sprache.«
Leseprobe
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