Beschreibung
«Ursprung und Gegenwart», das Hauptwerk Jean Gebsers, gehört zu den ebenso eigenwilligen wie bedeutenden Versuchen, das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnisses zur Zeit, die sich mit der einsetzenden Renaissance vollzog, der entscheidende Angelpunkt für die Probleme und Leiden der Neuzeit. Dieses veränderte Zeitbewusstsein wird dokumentiert durch die Entdeckung der Perspektive; sie löst das unperspektivische, mythische Zeitalter ab und leitet die Epoche der perspektivisch-fortschrittlichen Wissenschaft ein. Dadurch verliert der mehr und mehr diesseitsbezogene Mensch an Weltvertrauen und begibt sich in die individuelle Isolation.
Gebsers Werk ist ein geistes- und kulturkritischer Dialog mit der Welt, in der wir leben – mit ihren Traditionen, Erwartungen und Verstiegenheiten. Die Fülle der Ausblicke und Belege prägt ihm überdies den Stempel eines erstrangigen Kompendiums europäischen Denkens auf.
«Ursprung und Gegenwart» wurde 1932 konzipiert und in den Jahren 1947/48 und 1951/52 geschrieben.
Autorenportrait
Jean Gebser
(1905–1973) hat als Dichter, Übersetzer und Philosoph ein umfangreiches und vielschichtiges Werk hinterlassen. Es spiegelt sich darin ein durch tiefgreifende Wandlungen geprägtes Jahrhundert wider. Dies gilt auch für Gebsers Leben, das zahlreiche Ortswechsel (Breslau, Berlin, Madrid, Paris, Bern), ausgedehnte Reisen (Westeuropa, Asien) und Begegnungen mit namhaften Wissenschaftlern (Werner Heisenberg, Carl Gustav Jung, Jean Rudolf von Salis), Künstlern (Federico García Lorca, Pablo Picasso) und Intellektuellen (Victor Otto Stomps, Max Brod) prägten. Davon zeugt Gebsers Nachlass, der im Schweizerischen Literaturarchiv aufbewahrt wird.
Elmar Schübl
geb. 1969, promovierter Philosoph und habilitierter Wissenschaftshistoriker, lehrt am Institut für Geschichte der Universität Graz. Arbeitsschwerpunkte: Theorie und Philosophie der Geschichte, Geschichte der Erdwissenschaften, Universitätsgeschichte.
Rudolf Hämmerli
geb. 1949, Dr. phil., Nachlassverwalter von Jean Gebser und Herausgeber seiner Werke.
Präsident der Jean Gebser Gesellschaft mit Sitz in Bern.
Inhalt
Inhalt Band 1
Verzeichnis und Quellennachweis der Abbildungen
Rudolf Hämmerli: Geleitwort. Wandlungen des Bewusstseins – zur Philosophie von Jean Gebser
Elmar Schübl: Jean Gebsers «Ursprung und Gegenwart» im kulturphilosophischen, -geschichts-philosophischen und -hermeneutischen Kontext
Editorische Notiz und Dank der Herausgeber
Jean Gebser: Vorwort
Erstes Kapitel: Grundlegende Betrachtungen
Ursprung und Gegenwart – Bewußtseinsmutationen – Aperspektivität und das Ganze – Individualismus und Kollektivismus – Möglichkeit einer neuen Bewußtheit – Das aztekisch-spanische Beispiel – Die Durchsichtigkeit der Welt – Methodik und Diaphanik
Zweites Kapitel: Die drei europäischen Welten
1. Die unperspektivische Welt
Perspektive und Raum – Raumlosigkeit gleich Ichlosigkeit; Höhle und Dolmen; Ägypten und Griechenland
2. Die perspektivische Welt
Die Gestaltung der Perspektive seit Giotto – Die Entdeckung einer
Landschaft durch Petrarca – Der Brief Petrarcas über seine Besteigung des Mont-Ventoux – Die Geschichte der Perspektive als Ausdruck für die Bewußtwerdung des Raumes – Die Acht und die Nacht – Psychische Kettenreaktionen – Positive und negative Folgen der Perspektivierung – Die denkerische Verwirklichung der Perspektive durch Leonardo da Vinci – Der Raum, das Thema der Renaissance – Das Zeitalter seit 1500 n.?Chr.,
das der Teilungen; Isolation und Vermassung – Zeitangst und Zeitflucht als Folge des Raumgewinns
3. Die aperspektivische Welt
Aperspektivität und das Ganze – Augenblick und Gegenwart; die Konkretion der Zeit bei Picasso und Braque als Temporik – Die Zeitinflation im Surrealismus – Der Ganzheits-Charakter des temporischen Portraits
Drittes Kapitel: Die vier Bewußtseinsmutationen
1. Über Entwicklung, Entfaltung und Mutation
Das «Neue» ist immer «über» der Wirklichkeit des Bisherigen – Der Entwicklungs-Gedanke seit Duns Scotus und seit Vico –Mutation statt Fortschritt; Plus- und Minus-Mutationen – Das Mutations-Thema in der heutigen Literatur – Mutation und Entwicklung – Die psychische Inflation als Gefahr der Gegenwärtigung
2. Der Ursprung oder die archaische Struktur
Ursprung und Anfang – Identität und Androgyne; Synkretismen und Enzyklopädien; Weisheit und Wissen; der traumlose Mensch – Die archaische Identität von Mensch und All
3. Die magische Struktur
Die Eindimensionalität des magischen Weltgefühls – Das magische «pars pro toto» – Die Höhle, der magische «Raum»; die fünf Charakteristika des magischen Menschen – Die magische Verflochtenheit – Die Aura; die Mundlosigkeit – Magie, Tun ohne Bewußtsein – Das Ohr, das magische Organ
4. Die mythische Struktur
Die Lösung aus der vegetativen Natur und die Bewußtwerdung der Seele – Mythos als Schweigen und Sprache – Mythologeme der Bewußtwerdung – Die Rolle des Zornes in Bhagavadgita und Ilias; das «Bin Odysseus» – Die großen Nekyia-Berichte – Das Leben ein Traum (Dschuang-Dsi, Sophokles, Calderón, Shakespeare, Novalis, Virginia Woolf); das Mythologem von Athenes Geburt
5. Die mentale Struktur
Ratio und Menis – Die Zerreißung des mythischen Kreises durch das gerichtete Denken – Die etymologischen Wurzeln der mentalen Struktur – Das archaische Lächeln; die Richtung der Schrift als Ausdruck der Bewußtwerdung – Das Recht, rechts und die Richtung – Von dem «Gesetz der Erde»; die Gleichzeitigkeit der Bewußtwerdung in China, Indien und Griechenland – Die Dionysien und das Drama; Person und Maske; Einzelner und Chor – Die «orphischen Täfelchen» – Die mythische Inhaltsfülle der Wörter und erste ontologische Aussagen – Mythologem und Philosophem – Das Riannodamento; die folgenschwere Identifizierung von rechts und richtig; Polarität und Dualität – Trias und Trinität; Ahnenkult und Kindkult – Herkunft des Symbols – Symbol, Allegorie und Formel – Quantifizierung, Sektorierung und Atomisierung; die Integrierung der Seele – Buddhismus und Christentum; die Nordwest-Verlagerung der Kulturzentren – Die Projektionslehre bei Plutarch; relegio und religio – Augustin – Das vollzogene Riannodamento – Die Maßlosigkeit der Ratio – Voraussetzungen für den Weiterbe-stand der Erde; die drei Seins-Axiome
6. Die integrale Struktur
Traditionalisten und Evolutionisten – Die Konkretion der Zeit – Temporische Ansätze seit Pontormo und Desargues
Viertes Kapitel: Die Mutationen als ganzheitliches Phänomen
Eine zusammenfassende Zwischenbetrachtung
1. Querschnitte durch die Strukturen
Die Interdependenz von Dimensionierung und Bewußtsei – Das Diaphainon; Signatur und Wesen der Strukturen – Die Ursprungsgegenwärtigkeit; die Gesetzmäßigkeit der Mutationen
2. Exkurs über die Einheit der Urwörter
Ganzheitliche Sprachbetrachtung – Die Doppelwertigkeit der Wurzeln; Höhle und Helle wurzelgemein – Die Spiegelwurzeln – Tat und Tod wurzelgemein – Das Wort «All»
3. Eine Zwischenbilanz: Maß und Masse
Die vier Gesetzmäßigkeiten der Mutationen – Transzendieren ist bloße Raum-Erweiterung – Die Technik eine materiell-physische Projektio – Die Angst und Ausweglosigkeit unserer Zeit – Das Sich – Geheimnis und Schicksal; vom «Weg» der Menschheit – Die Realisierung des Todes – Möglichkeiten einer neuen Haltung
4. Eigenart der Strukturen (Weitere Querschnitte)
Methode und Diaphanik – Die magische «Empfängnis durch das Ohr» – Die mythische Sprache des Herzens – Irrationalität, Rationalität, Arationalität – Götzen, Götter, Gott; Ritual, Mysterien, Methode – Der Unter-gang des Matriarchats – Das Patriarchat
5. Abschließende Zusammenfassung: Der Mensch als Ganzes seiner Mutationen
Überlegung und Klärung – Die defiziente Auswirkung der Strukturen in unserer Zeit
Fünftes Kapitel: Über die Raum-Zeit-Konstitution der Strukturen
1. Die Raum-Zeitlosigkeit der magischen Struktur
Die magische Rolle des Gebetes und die Wunderheilungen von Lourdes
2. Die Zeithaftigkeit der mythischen Struktur
Das Polprinzip – Die Bewegungen des Zeithaften – Das Kreisen der mythischen Bilderwelt – Das Kronos-Mythologem – Kronos als Bild der Nachtwelt – Die Entstehung der Zeithaftigkeit aus der Zeitlosigkeit – Der Wert der Wurzellaute K, L und R – Von den Spiegelwurzeln
3. Die Raumbetontheit der mentalen Struktur
Die Wurzel der Wörter, die «Zeit» bedeuten; die Zeit als das Teilende – Das Kronos-Opfer der Dais: die Entstehung der Zeit aus der Zeithaftigkeit – Die Pervertierung der Zeit (das Teilende wird geteilt statt zu teilen) und die Deklassierung der Zeit in der abendländischen Philosophie – Das Denken ein räumlicher Vorgang und die Raumbetontheit des Mentalen – Die beginnende Veränderung des Raumes
Sechstes Kapitel: Zur Geschichte der Phänomene Seele und Geist
1. Methodologische Überlegungen
Seele und Zeit, Denken und Raum – Die apsychische und amaterielle Weltmöglichkeit – Über die «Darstellbarkeit» der unmeßbaren Psyche
2. Das Numinose, das Mana und die Seelen
Bisherige Geschichts-Theorien – Die Geschichte und das Numinose – Das Mana – Die Entstehung des Seelenbegriffes – Die Seelen und die Seele; die Geister und der Geist – Leben und Tod als ganzheitliche Gegenwart – Das Numinose als magisches Erlebnis – Die Verlagerung der numinosen Anlässe – Die menschliche Resonanzfähigkeit – Das Bewußtsein – Die Fehlschlüsse infolge der Postulierung des «Unbewußten» – Bewußtseins-Intensivierung statt Bewußtseins-Erweiterung; psychische Mächtigkeiten und Ichzentrierung
3. Der Todespol der Seele
Die Symbolik der Todesseele – Der ägyptische Seelenvogel und die Engel – Sirenen und Musen; Todesseele und Todestrieb–
Mythisierung der Psychologie und der Physik – Das ägyptische Segel als Seelensymbol; der Mondcharakter der Seele in der vedischen, ägyptischen und griechischen Überlieferung – Die Doppeldeutigkeit jedes einzelnen Seelenpols
4. Der Lebenspol der Seele
Die Symbolik der Lebensseele – Die Wasser-Symbolik für den Lebenspol der Seele – Das Wasser ein Menschheits-Trauma
5. Das Symbol der Seele
Das chinesische T’ai-Ki; der prätellurische Ursprung der Ursymbole; ermessendes und lebendiges Wissen – Leben und Tod sind keine Gegensätze – Der geflügelte Delphin als griechisches Seelensymbol – Die Hadesfahrten – Das lebendige Wissen der Seele
6. Zur Symbolik des Geistes
Seelen und Geister – Die frühen Geist-Begriffe; Symbolik des Geistes – Geist und Intellekt – Die Geister, der Geist und das Geistige
Siebentes Kapitel: Die bisherigen Realisations- und Denkformen
1. Dimensionierung und Realisation
Die Abhängigkeit der Realisation von der Dimensionierung der jeweiligen Struktur – Die konstitutionsmäßige Verschiedenheit der einzelnen Realisationsformen
2. Das Erleben und Erfahren
Das Erleben als magische Realisationsform – Das Erfahren als mythische Realisationsform
3. Das okeanische Denken
Das Kreisdenken; der Okeanos und die Welt als Insel – Das okeanische Denken
4. Das perspektivische Denken
Die Geburt des mentalen Denkens – Der Perspektivitätsbegriff – Sehdreieck und Begriffspyramide – Die Raumgebundenheit
des Denkens
5. Das paradoxale Denken
Das Paradoxon – Das Bild von den Parallelen – Die Links-Rechts-Vertauschung – Das Erwachen der Linken – Die Frauen-Rechte – Linke Werte in der heutigen Malerei; das Diaphane und die Weltwahrung
Achtes Kapitel: Die Fundamente der aperspektivischen Welt
1. Ursprung und Gegenwart (Ergänzende Querschnitte)
Die Unvorstellbarkeit einer aperspektivischen Welt – Wahrnehmen und Wahrgeben als aperspektivische Realisationsformen – Formen der Bindung und die Proligio; die Praeligio; Ursprung als Gegenwart
2. Zusammenfassung und Ausblick
Die Möglichkeiten einer neuen Mutation – Die Überwindungen der psychischen und materiellen Zertrümmerung; das menschheitliche Sich-Bewußtsein – Die Befreiung aus der «Zeit»: Ursprung und Gegenwart
Inhalt Band 2
Zwischenwort
Erstes Kapitel: Der Einbruch der Zeit
1. Die Bewußtwerdung der Zeitfreiheit
Die verschiedenen Zeitformen – Die Komplexität der «Zeit» – Die Zeit eine akategoriale «Größe»; System und Systase – Die Umwertung des Zeitbegriffs zu Beginn unseres Jahrhunderts – Die Zeitangst als Symptom unserer Epoche – Die Zeitfreiheit
2. Die Bewußtwerdung des Ganzen
Die nur räumliche Wirklichkeit – Die entscheidende Rolle Europas – Drei Beispiele – Voraussetzungen für die Bewußtwerdung des Ganzen
Zweites Kapitel: Die neue Mutation
1. Das Klima der neuen Mutation
Mutationszeiten sind Zeiten der Störung – Die Zukunft in uns und in der Welt – Der anthropozentrische Irrglaube – Präsenz und Wirkung
2. Das Thema der neuen Mutation
Wie kam es zur Erfindung der Maschine? – Die Konsolidierung des Raumbewußtseins ermöglicht die neue Mutation – Die Zeit als Intensität – Züchter- und Werkzeugkulturen – Verlust an Natur und Kultur – Die «Zeit», das Thema der neuen Mutation
3. Die neue Aussageform
Hufelands «neue Kraft des Geistes» – Die Manifestationsformen der Zeit; Zeitliches ist räumlich nicht fixierbar – Philosophem und Eteologem; Systase und Synairese
Drittes Kapitel: Vom Wesen des Schöpferischen
1. Das Schöpferische als Urphänomen
Die unzulängliche psychologische Erklärung – Die Aussagen des «Buches der Wandlungen» – Die «Urtiefen des Weltgeschehens»
2. Wesen und Wandel des Dichterischen
Die Bedeutung der «Muse» – Die Muse, die Muße und das Müssen – Die Muse als Quellgottheit, Lebensmacht und schöpferische Kraft – Die Sirene, das Gegenbild der Muse, bei Rilke – Die Individualisierung der Dichtung durch die Lyrik – Hölderlins entscheidender Schritt – Die «Überwindung der Zeit» durch Hofmannsthal und die «Zähmung der Musen» durch Baudelaire – Die «neue Pflicht» Mallarmés – Die «höchstgesteigerte Bewußtheit» Valérys – Die Überwindung der Musen und die Ichfreiheit bei T. S. Eliot – Huxleys «Zeit muß enden» – Eluard und Hagen – Der heutige veränderte schöpferische Bezug als Ausweis der neuen Bewußtseinsstruktur
Viertes Kapitel: Die neuen Konzepte
1. Die Ansätze des neuen Bewußtseins
Der geistige Ansatz; der physische Ansatz – Der Mensch ist nicht prädikatlos; das neue Marien-Dogma
2. Die vierte Dimension
Die vierte Dimension ist die Zeitfreiheit – Die «dimensionalen Kategorien» N. Hartmanns; die nichteuklidische Geometrie von Gauß – Zur Geschichte der vierten Dimension; Einstein; das Übersinnliche als vierte Dimension – Die vierfache Entdeckung der nichteuklidischen Geometrie; Gauß und Petrarca – Lamberts «imaginäre Kugel» – Die magische Adaption der vierten Dimension – Die mythische Adaption – Die mentale Adaption – Die «Königin der Wissenschaften» – Vom Wesen der Zeitfreiheit
3. Die Temporik
Temporik ist Bemühung um die Zeit – Die Nicht-Begreifbarkeit der Zeit – Die heutige Zeitangst – Die Übermächtigkeit der zurückgestauten Zeit – Stichwörter der Aperspektive
Fünftes Kapitel: Die Manifestationen der aperspektivischen Welt
I. Die Naturwissenschaften
1. Mathematik und Physik
Descartes und Desargues, Galilei und Newton; Speisers Gruppentheorie und Hilberts Axiomensystem – Das Ende des mechanischen Weltbildes der klassischen Physik – Das Zeitthema in der Physik; das Wirkungsquantum – Das Heisenbergsche Gesetz; das Alter des Universums – Heisenbergs «Paradoxien des Zeitbegriffs»; die Überwindung des Dualismus durch die neue Physik – Die (arationale) Unanschaulichkeit des heutigen physikalischen Weltbildes
2. Biologie
Die Zeit als Qualität – Vitalismus und Totalitarismus – Portmanns Anerkennung der raumzeitlichen Struktur aller biologischen Lebensformen – Die Überwindung des Dualismus durch die Biologie – Betonung der Zusammenhänge statt der Teilungen; die arationale Sicht des Lebens
Sechstes Kapitel: Die Manifestationen der aperspektivischen Welt
II. Die Geisteswissenschaften
1. Psychologie
Die Totsagung Gottes; Fausts Wanderung «ins Leere» und die Entdeckung der Schichten der Erde und der Seele – Die Bemühungen das Nicht-Räumliche, das Seelische, zu erfassen – Die Zeit im Traumgeschehen (Freud) und als «psychische Energetik» (Jung) – Die Überwindung des Dualismus durch Jungs Individuations- und Quaternitäts-Lehren – Die psychologisierte Vierdimensionalität und ihre Gefahren – Die Sichtbarwerdung der arationalen Zeitfreiheit; die «Archetypen» Jungs
2. Philosophie
Heideggers eschatologische Stimmung – Der Einbezug der «Zeit» als Eigenelement ins philosophische Denken; Pascal und Guardini – Arbeit und Besitz: Zeit und Raum; Bergsons «Zeit und Freiheit» – Husserls «Zeitkonstitution» – Das Eingeständnis der rationalen Unzulänglichkeit; die «dreiwertige Logik» Reichenbachs – Die «offene Philosophie» – Überwindung von Immanenz und Transzendenz durch Simmel und Szilasi – Die Hinwendung zum Ganzen und zur Diaphanität – Die «Kugel des Seins» – Die Selbstüberwindung der Philosophie
Siebentes Kapitel: Die Manifestationen der aperspektivischen Welt
III. Die Sozialwissenschaften
1. Recht
Sitte und Gesetz – Montesquieus menschheitliche Maxime; die Berücksichtigung des Zeitfaktors im neuen Rechtsgebrauch – Die Meisterung der prae- und irrationalen Komponenten des Rechts (Hans Marti) – Das neue Recht auf Arbeit geht zu Lasten des Besitzes – Die Überwindung des Dualismus im Recht (W. F. Bürgi und Adolf Arndt) – Die Tendenz zur Arationalität im «offenen Recht»
2. Soziologie und Ökonomie
Höllenfahrt der Menschheit? – Die Berücksichtigung des Zeitfaktors; der Marxismus auf blindem Geleise – Die neue qualitative Wertung der Arbeit (L. Preller und A. Li-sowsky) – Zeit und Struktur in der Soziologie (W. Tritsch) – Die Überwindung des Dualismus durch Akzeptierung des Indeter-minismus (nationalökonomisch durch Marbach, soziologisch durch Guardini und Brod, anthropologisch durch Lecomte du Noüy) – Überwindung der Alternative Individuum :?Kollektiv – Überwindung des einsinnigen Geschichtsablaufes durch Toynbee und v. Salis – Die Rolle der Kultur-kreislehre von Frobenius – Das Beachten der Zusammenhänge statt der Systematisierungen – Dempfs «integraler Humanismus» – Die Offenheit der Welt – Alfred Webers Hinweis auf eine «außerraumzeitliche Erfassung» – Hinweise der Hirnforschung (Lecomte du Noüy und H. Spatz) auf neue Bewußtseinsmöglichkeiten
Achtes Kapitel: Die Manifestationen der aperspektivischen Welt
IV. Die Doppelwissenschaften
Die Tatsache der Doppelwissenschaften als aperspektivische Manifestation; die Quantenbiologie – Die Psychosomatik – Die Parapsychologie
Neuntes Kapitel: Die Manifestationen der aperspektivischen Welt
V. Die Künst
1. Musik
Die temporischen Versuche der Musik; Strawinskys Auseinandersetzung mit der Zeit – Busoni; K?eneks neue Zeitwertung – Die Überwindung des Dualismus von Dur und Moll – Liszt, Debussy und die «offene Musik» – Der Versuch der Musik die Arationalität zu realisieren – Pfrogners Konzept einer Musik vierdimensionaler Natur – Die «Vergeistigung der Musik» – Debussys «sphärische Tonalität»
2. Architektur
Architektur, die soziologische Kunst – Die Lösung des Zeitproblems durch die neue Architektur; der «fließende Raum»; die «organische Architektur» Wrights – «Freier Grundriß» und «freie Kurve»; der «offene Raum» und die Überwindung des Dualismus von Innen und Außen – Die Arationalität und Diaphanität der neuen Architektur
3. Malerei
Die Vorläufer der neuen Sehweise: Füßli, Géricault, Delacroix; die sphärische Bildfläche Cézannes – Die vierte Dimension bei den Kubisten – Gleichzeitigkeit ist nicht Zeitfreiheit – Die Überwindung des Dualismus, angebahnt durch den Gebrauch der Komplementärfarben – fortgeführt durch Cézanne; Klee und Gris; Verlust der Mitte ist kein Verlust, sondern Gewinnung des Ganzen – Die Arationalität der neuen Malerei: Picassos Unvorsätzlichkeit und die «offenen Figuren» Lhotes – Die «geheime Struktur» der Dinge (Picasso); die «Welt ohne Gegenüber» kein Verlust, sondern Gewinnung des Miteinander – Impressionismus, Pointillismus, Primitivismus, Fauvismus, Expressionismus, Futurismus, Kubismus und Surrealismus als temporische Versuche – «Im Ursprung der Schöpfung» (Klee); von «den Wurzeln der Welt» (Cézanne) – Die Diaphanität bei Léger, Matisse und Picasso
4. Dichtung
Dichtung als Geschichtsschreibung des Datenlosen – Ein Aphorismus Hölderlins – Das Zeitthema in der Dichtung – Die neue Wertung des Wortes seit Hölderlin und Leopardi – in der französischen, spanischen, englischen und deutschen Dichtung – Das psychische Element seit der Romantik bis zu James Joyce; Expressionisten, Dadaisten, Surrealisten, Nihilisten, Infantilisten und Pseudomythiker als Zertrümmerer der starren Formen – Prousts Kampf um die Zeitfreiheit – Die raumzeitliche Dichtungsweise von Joyce und Musil; Virginia Woolfs, Thomas Manns und Hermann Hesses Auseinandersetzungen mit dem Zeitproblem – Die neuen Amerikaner und H. Broch; Musils Maxime und die Nachkriegsgeneration – Hopkins und Eliot – Inversionen und Konstruktionsbrüche bei Rilke und Mallarmé als Ausdruck der Zeitumwertung – Der aperspektivische Gebrauch des Adjektivs – Der neue «Denn-Verzicht» und der «Wie-Verzicht» als Absagen an die perspektivische Fixiertheit – Der neue Gebrauch des Komparativs als aperspektivische Bezug-nahme; die neuen «Und-Anfänge» – Die neue, aperspektivische Reimung in der europäischen Dichtung – Die Überwindung des Dualismus und die neue Einstellung zum Tode – Die Arationalität der neuen Dichtung; die Diaphanität Guilléns, Eliots und Valérys – Aperspektivische Dichtung und aperspektivische Physik
Zehntes Kapitel: Die Manifestationen der aperspektivischen Welt
VI. Zusammenfassung
1. Das aperspektivische Thema
Die notwendige neue Bewußtwerdung – Die aperspektivischen Themata; die Praeligio – Die aperspektivische Wirklichkeit
2. Das tägliche Leben
Der Vollzug der Mutation durch die Allgemeinheit – Fabrik und Bureau von uns geschaffene Zeitverfälschungen; Freizeit und Zeitfreiheit – Notwendige Leistungen des Einzelnen
Elftes Kapitel: Die doppelte Aufgabe
Spenglers Selbst-Aufgabe und unsere Aufgabe – Die Gefahren unserer Übergangsepoche auf den verschiedenen Gebieten unseres Denkens und Tuns
Zwölftes Kapitel: Die Konkretion des Geistigen
Das mentale Denken und das geistige Wahren; das Geistige ist nicht «Geist», sondern Diaphanität (Transparenz); der Vollzug des concrescere, des Zusammenwachsens des Geistigen mit unserem Bewußtsein als Konkretion des Geistigen – Das Ganze
Nachwort
Personenregister
Synoptische Übersicht (Falttafel)