Beschreibung
Dass der Populismus der Rechten nützt, aber für Linke nicht zu gebrauchen ist, ist der zentrale Befund des pointierten Essays Eric Fassins, mit dessen Veröffentlichung zum ersten Mal ein Text des französischen Soziologen in deutscher Übersetzung vorliegt. Dafür vergleicht Fassin die Erhebungen zum Wahlverhalten bei der US-Amerikanischen Präsidentschaftswahl und dem Brexit-Votum 2016 sowie ihre unterschiedlichen Interpretationen. Er analysiert aktuelle Plädoyers für einen „linken Populismus“, wie ihn zuletzt die Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe den europäischen sozialdemokratischen Parteien in ihrem elektoralen Überlebenskampf empfohlen hat. Und er stürzt sich ins unübersichtliche Handgemenge der Politikerreden, Meinungsseiten und Fernsehinterviews. Im Zentrum seiner Betrachtungen steht dabei die Bedeutung politischer Affekte: Man wird, so Fassin, Ressentiments nicht in eine Revolte verwandeln. Versuche, das Ressentiment gegen Neoliberalismus und Nationalismus zu mobilisieren, müssen deshalb aussichtslos bleiben. Stattdessen braucht es eine Repolitisierung der Gesellschaft entlang des Gegensatzes zwischen Links und Rechts. Dabei steht nicht weniger als die Demokratie selbst auf dem Spiel.
Autorenportrait
Eric Fassin ist Professor für Soziologie an der Universität Paris VIII Saint-Denis-Vincennes.
Daniel Fastner, 1976 geboren, promovierte über materialistische Ansätze der Sprachtheorie. Seit 2005 übersetzt er aus dem Englischen und Französischen. Er lebt in Berlin, in den vergangenen Jahren auch zeitweise in China.