Beschreibung
Etwa 55 000 Juden wurden im Zweiten Weltkrieg aus Berlin deportiert und zumeist ermordet. Die Transporte fuhren von den Stationen Grunewald und Moabit sowie vom Anhalter Bahnhof ab. Ziele waren Litzmannstadt, Minsk, Kowno, Riga, Warschau, der Distrikt Lublin und Theresienstadt, zuletzt Auschwitz.
Am Beispiel des Güterbahnhofs Moabit beschreibt Alfred Gottwaldt detailliert die Struktur der „Judentransporte“ aus der Reichshauptstadt. Zugleich wird der Weg durch den Stadtteil vom Sammellager Levetzowstraße zum Bahnhof rekonstruiert, den mehr als 25.000 Menschen gehen mussten.
Der Band enthält als besonderes Dokument die Erinnerungen von Hildegard Henschel (1897–1983), der Ehefrau des damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, an ihren Dienst innerhalb der Jüdischen Gemeinde während der Deportationsphase vom Herbst 1941 bis zur Jahresmitte 1943.
Rezension
"Mit dem achten Band der Reihe Topographie des Terrors wird ein besonderes Kapitel der Geschichte des ehemaligen Güterbahnhofs dem Vergessen entrissen. (...) Alfred Gottwaldt gelang es dank umfangreicher Forschungen mit der nun vorliegenden Arbeit, etwas mehr Licht in das Dunkel dieser Verbrechen zu bringen. Alle erreichbaren Quellen wurden erschlossen und zeichnen eine Vorstellung von dem, was sich dort abgespielt hat. (...) Insgesamt fällt das Erinnern an diesen Ort der Deportationen spärlich aus (...). Dafür kann aber schon allein diese hervorragende Veröffentlichung als Mahnmal bezeichnet werden, vor dem niemand seine Augen verschließen sollte."
Verkehrsgeschichtliche Blätter Juli/August 2015
„Ausführlich beschrieben werden die Anlagen des Güterbahnhofs Moabit und ihre Entstehung, wobei dem Autor seine durch Berufstätigkeit und mehrere Publikationen ausgewiesene Fachkenntnis als Eisenbahnexperte zugutekommt. Die akribisch recherchierten Daten der Deportationszüge, ihre Abfahrtzeiten und Zielbahnhöfe sowie die Anzahl ihrer jeweiligen Insassen bezeugen dies eindrucksvoll. [...]
Der Aufklärung über die mit diesem Ort verbundenen Geschehnisse dient das vorliegende Bändchen in hervorragender Weise.“ Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, 68. Band