Beschreibung
Unter der Anschrift „Kurfürstenstraße 115/116“ in Berlin-Schöneberg waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr unterschiedliche Institutionen ansässig. Das zwischen 1908 und 1910 erbaute Gebäude beherbergte zunächst den jüdischen „Brüderverein zur gegenseitigen Unterstützung“. 1939 wurde dort die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung Berlin“ untergebracht, die die Zwangsemigration der Juden Berlins administrativ kontrollierte. Ab Januar 1940 befand sich in der Kurfürstenstraße 116 das sogenannte „Judenreferat“ des Reichssicherheitshauptamtes unter der Leitung von Adolf Eichmann. Tür an Tür mit noch nicht deportierten Juden, die im Wohntrakt des Gebäudes lebten, organisierten die Mitarbeiter des Referats IV B 4 von der Kurfürstenstraße aus die Vertreibung und Deportation von Millionen europäischer Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager.
Lisa Hauff zeichnet die wechselvolle Geschichte des Gebäudes und seiner Nutzung von der Erbauung bis zum Abriss 1964 nach.
Autorenportrait
Lisa Hauff, Studium der Geschichte und Politischen Wissenschaft an der Universität Köln, Magisterarbeit zum Thema "NS-Indizierungspolitik im Buchwesen". 2009 Master in "Communication about the Holocaust and Tolerance / Jewish Studies" am Touro College Berlin mit einer Arbeit über "Benjamin Murmelstein. Das Selbstbild der Judenräte. Das Dilemma jüdischer Funktionäre unter NS-Herrschaft". Bis Sommer 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Topographie des Terrors und Kuratorin der Ausstellung "Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht", die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz erarbeitet wurde.