Beschreibung
Alexander García Düttmanns „Gegen die Selbsterhaltung“ bündelt einzelne, eigentlich unvereinbare Texte, die kürzer oder länger ausfallen, sowohl für akademische als auch für außerakademische Anlässe geschrieben wurden und von Gegenständen handeln, die nur schwer miteinander verglichen werden können. Hat eine solche Sammlung nicht den Charakter des Unernsten, gar Frivolen? Ja und nein. Denn was diese Texte verbindet, was ihr gemeinsames Anliegen darstellt, ist die Überzeugung, dass der Ernst des Denkens den Unernst benötigt. Was ist Ernst? Etwas wird zu einer ernsten Angelegenheit, wenn die Selbsterhaltung in irgendeinem Sinne auf dem Spiel steht. Darum lässt sich einerseits immer sagen, dass der Versuch, die Selbsterhaltung zu übersteigen, nicht ernsthaft sein kann, während sich aber andererseits ebenfalls sagen lässt, nichts sei ernsthafter als ein solcher Versuch der Übersteigung. Solange das Denken in der Sorge um seine Selbsterhaltung befangen bleibt, um seine Wiedererkennbarkeit und seine Behauptung, ist es noch nicht Denken, muss es dauernd ein Außen, ein Nicht-Denken oder Undenkbares abwehren, das es selbst auch schafft. Sein Ernst verschließt sich ihm, weil es ihn nicht in ein Verhältnis zu einem Unernst treten lässt. An das Unbedingte, auf das es immer zielen muss, rührt das Denken erst, wo Ernst und Unernst eine Konstellation bilden, ja sich an einem Indifferenzpunkt berühren und nicht mehr unterschieden werden können.
Autorenportrait
Alexander García Düttmann ist Professor für Philosophische Ästhetik, Kunstphilosophie, Kulturtheorie und Kunsttheorie an der Universität der Künste in Berlin.