Beschreibung
Der heilige Gerhard (ungarisch: Gellért), dessen Persönlichkeit und Werk schon wiederholt gewürdigt wurden, ist eine der bedeutendsten Gestalten der frühen ungarischen Kirche. Sein entscheidender Anteil an der Bekehrung der Ungarn und damit an der Festigung der lateinischen Kirche im Südosten des neugegründeten Staatswesens König Stephans I. wird von keinem der Historiker angezweifelt.
Die Bedeutung des hl. Gerhard hat in der Verehrung und Anhänglichkeit des ungarischen Volkes ihren schönsten Ausdruck gefunden. Nicht minder sind ihm verbundenen die Donauschwaben, die mit seinem irdischen Leben zwar nicht in unmittelbaren Zusammenhang gebracht werden können, die aber zum Teil heute noch in den Landstrichen leben, die ihm als Bischof anvertraut waren, und die sich daher unter seinem besonderen Schutz wissen; ebenso jene Donauschwaben, die im Westen oder anderswo in der Welt eine neue Bleibe gefunden haben. Auf diese Verbundenheit ist es zurückzuführen, dass so manche kirchliche Einrichtung der südostdeutschen Katholiken im hl. Gerhard ihren Schutzpatron verehrt, so z. B. das
Gerhardswerk, das Gerhardsforum, beides Laienorganisationen der Donauschwaben, und das Südostdeutsche Priesterwerk.
Die Aufgabe, der wir uns hier stellen wollen, ist, die Frage nach Gestalt und Werk des hl. Gerhard von Csanád (Tschanad), wie er auch genannt wird, zu beantworten. Als Menschen des 21. Jahrhunderts trennt uns ein ganzes Jahrtausend von ihm, daher kann eine solche Frage weder gestellt, noch beantwortet werden, ohne ein gewisses Risiko einzugehen. Gilt es doch, die im Laufe der Zeit gewachsenen und auf uns gekommenen Vorstellungen anhand der kritisch gesichteten Quellen von neuem zu prüfen und sie gegebenenfalls auch zu korrigieren. Wie wir sehen werden, lohnt es sich, dieses Risiko einzugehen und sich einer solchen Aufgabe zu stellen.
Darüber hinaus soll vorliegende Arbeit auch ein bescheidener Beitrag zu den Anfängen der Diözese darstellen, für die Gerhard im Auftrag des Königs die Grundstrukturen gelegt und der er als erster Bischof bis zur Hingabe seines Lebens, bis zum Martyrium, gedient hat.