Beschreibung
Die Jahrzehnte zwischen 1851 und 1923 sind die letzten der alten Diözese Csanád und umfassen Höhepunkte und Katastrophe, wie es sie bis dahin nicht gegeben hat. Dazwischen steht der Erste Weltkrieg, der im Bistum nicht nur namenloses Leid in viele Familien brachte, sondern auch in das Desaster der Aufteilung mündete.
Die Jahre der Bischöfe Csajághy und Bonnaz, so verschieden beide Persönlichkeiten auf dem Stuhl des hl. Gerhard auch waren, bedeuteten auf geistlichem wie auf materiellem Gebiet Höhepunkte in der langen Geschichte des Bistums. Die geistliche Erneuerung der Priestererziehung wie des Diözesanklerus war eine wahre Wohltat, der rege Kirchbau in den langen Jahren des Bischofs Bonnaz setzte Maßstäbe, die nachher nie wieder erreicht wurden. Der Aufschwung, der sich auch unter Bischof Dessewffy noch eine Zeitlang behauptete, war augenfällig. Daneben entfaltete sich eine rege pädagogische Tätigkeit in der Jugendseelsorge, die von den beiden Orden, dem der Piaristen und dem der Armen Schulschwestern, in einem beispielhaften Einsatz geleistet wurde. Erziehung und Bildung waren dabei das vorgegebene Ziel und alle Bischöfe dieser Periode trugen vor dem Ersten Weltkrieg ihren Teil dazu bei: Den gut ausgebildeten Lehrkräften wurden imposante Schul- und Internatsgebäuden zur Seite gestellt, die heute noch zu den besten und schönsten der Stadt wie des Bistums gehören. Diese sind mit den Namen der Bischöfe Bonnaz, Dessewffy, Csernoch und Glattfelder auf das engste verbunden.
Über all diesem brach der Erste Weltkrieg wie ein später kalter Frühlingsfrost herein und brachte eine ganze Generation um die Frucht ihrer Arbeit. Die militärische Besatzungen, sei es die der Kaiserlichen, sei es die der Entente und schließlich die der Serbischen und der Rumänischen Armeen, erzwangen eine totale Umstellung und setzten der alten Zeit ein unerwartetes Ende, indem sie neue Grenzen zogen und Menschen wie Land und Diözese aufteilten. Vae victis!
In den letzten gemeinsamen Jahren war schließlich nur noch ein gelegentlicher Besuch möglich und die Person des Bischofs Glattfelder war zunächst noch die Klammer, die mit letzter Kraft zusammenzuhalten bestrebt war, was bereits gespalten und aufgeteilt war. Auch wenn Bischof Glattfelder in seiner Residenzstadt Temeswar verblieben wäre, das Schicksal der alten Diözese Csanád war durch die politischen Faktoren bereits am 4. Juni 1920, dem Tag von Trianon, der neue Fakten geschaffen hatte, entschieden worden und daran war nichts mehr zu ändern. Die Diözese Csanád gehörte als solche zu den Verlierern des Ersten Weltkrieges.