Beschreibung
Seit mehreren Jahrzehnten spielen die Paulusbriefe in akademischen und philosophischen Debatten über die Frage nach dem jüdischen Recht, dem Verhältnis zwischen Liebe und Gesetz und nach der Verbindung zwischen Juden- und Christentum eine entscheidende Rolle. Gibt es etwas in Paulus‘ Schriften, das als Schlüssel zum Verständnis der okzidentalen Kultur dienen kann? Itzhak Benyamini wählt den Weg einer kritischen psychoanalytischen Lesart, um sich – mit den Begriffsinstrumenten Jacques Lacans – dem Unbewussten des paulinischen Textes zu nähern. Dabei untersucht er Paulus‘ Gebrauch des christlichen Rituals und die damit einhergehende Beschwörung des biblischen Lehrsatzes 'Liebe deinen Nächsten', welche eine gemeinschaftliche christliche Identität erzeugt, die sich sowohl vom 'fleischlichen' Judentum als auch vom Götzendienst unterscheidet. Nach Benyamini hat Paulus eine narzisstische Gemeinschaft gegründet, die den Sohn Gottes in den Mittelpunkt ihrer Existenz stellt. Diesen Gedanken fortführend, wird das christliche Imaginäre als Alternative zur heidnisch-fleischlichen Lust begriffen – aber auch als Alternative zum jüdischen Recht.
Autorenportrait
Itzhak Benyamini (*1968), Philosoph, Psychoanalytiker und Verleger, lehrt Philosophie an der Ben-Gurion-Universität des Negev (BGU) in Beerscheba und Kunsttheorie an der Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem. [www.resling.co.il]
Inhalt
VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABEZUR EINFÜHRUNGI. GESETZ, LEIDENSCHAFT UND ÜBERTRETUNG BEI LACAN UND PAULUSII. DIE GEMEINSCHAFT DER SÖHNE UND DER SOHN: GEGENSEITIGE IDENTIFIKATIONIII. 'DU SOLLST DEINEN NÄCHSTEN LIEBEN WIE DICH SELBST': ZUR IDENTITÄTSSTIFTENDEN FUNKTION DER LIEBEIV. DIE BESCHNEIDUNG ALS KASTRATION UND ALS REGRESSIVE KONVERSIONV. DIE TAUFE – IN DEN MESSIASVI. DAS HERRENMAHL – DIE GEMEINDE VERZEHRT SICH SELBSTSCHLUSSWORT: PAULUS UND DAS POLITISCHE?