Beschreibung
Zufälle sind Ereignisse, in denen sich das ›Material‹ einer Ordnung (ihre Elemente) gegen die ›Struktur‹ dieser Ordnung (ihre Programme) durchsetzt; Ereignisse, in denen Selbstreferenz und Fremdreferenz, Ordnung und Unordnung oszillieren; Ereignisse also, in denen ›Ordnung‹ zum Medium ihrer selbst wird: eine unwahrscheinliche, aber nicht unmögliche, eine unbestimmte, aber nicht unbestimmbare ›Chance‹. Mit solchen Ereignissen lässt sich rechnen, wie vor allem Biologie (Darwin), Musik (Cage) und Physik (Heisenberg) luzide gezeigt haben. Hier soll über eine kommunikationstheoretische Variante eines solchen Zufallskalküls nachgedacht werden: die Entscheidung, das heißt: die Wette einer Ordnung auf ihr eigenes Ende, auf die Grenzen der Mobilisierbarkeit ihrer Elemente und die Grenzen der Variablität ihrer Struktur, auf ihre Kontingenz. Es geht um Unverständlichkeit, Unbestimmtheit, Unentscheidbarkeit als Kommunikationsformen des Zufalls, diskutiert an drei Beispielen: Glücksspiel, Revolution und Krise.
Autorenportrait
Maren Lehmann (*1966) ist Professorin für Soziologie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen am Bodensee. Der vorliegende Text steht im Kontext der Arbeit an einer Theorie rechnender Formen im Sinne einer Problematisierung der Möglichkeit sozialer Ordnung. Bei Merve erschien dazu zuletzt 2011 'Theorie in Skizzen'.[www.marenlehmannarchiv.de]