Beschreibung
"[Eine] ebenso fulminante wie zur Diskussion herausfordernde Studie [...]" Susanne Lüdemann in „Germanistik“ (2019 Band 60 Heft 1-2)
Wie man dem Freund-Feind-Schema, der Markierung des Anderen als Feind entkommt, dieser Frage geht die Studie in fünf paradigmatischen Szenen nach: Sie zeigt am Beispiel der „Offenbarung des Johannes“, wie das Zeitkonzept der Apokalypse zu einer scheinbar unabwendbaren Entscheidungssituation führt, die in Ja oder Nein, Rettung oder Vernichtung, sortiert. Dem gegenüber spiegelt die „Orestie“ des Aischylos den Versuch, den Kreislauf der Feindschaft und Tötens durch Übertragen und Ersetzen zu überwinden. Diese Konstellation wird erneut verhandelt in Carl Schmitts Konzept des ‚Politischen‘ und in Sigmund Freuds Arbeiten zur Entstehung von Kultur. Die Studie macht geltend, dass ‚Kultur‘ die Transformation von Feindschaft ist und zur Ent-Markierung des Anderen führt. Berührt wird damit auch das Verhältnis von Politik und dem ‚Politischen‘. Am Beispiel von Immanuel Kants Konzept des sensus communis und Hannah Arendts Vorstellung von Urteilskraft wird die These vertreten, dass ‚Feindschaft‘ ein Effekt des verallgemeinerten ‚Politischen‘, Politik aber ein Effekt von ‚Kultur‘ ist. Es geht um die Operationsweise von Kultur als Bedingung von Sozialität.