Beschreibung
Löwe in Aspik ist ein Text, der vor allem die Freude am Spiel mit der Fiktion in den Fokus stellt. Die Lust am Erzählen ist derart groß, dass die (vermeintlich) zentrale Handlung um den Puppenspieler Ernst H. Riga, der sich am liebsten dem Präsentieren
erotischer Gartenzwerge widmet und auf diese Weise die Studentin Silva kennenlernt, mehrmals aus dem Blick gerät. Was jedes ordentliche Lektorat scharfzüngig moniert hätte, ist substantieller Bestandteil des Romans: Die so heiter wie unvermutet
ein- und ausfliegenden Erzählfragmente sind Botenstoffe, die das Eigenrecht des Fabulierens loben und legitimieren wollen. Dass es Gerhard Mensching gelingt, in der Lektüre keinerlei Langeweile und Verdruss aufkommen zu lassen, ist neben der Skurrilität zahlreicher Einfälle nicht zuletzt der Erotik zu verdanken. Kaum eine der Binnenerzählungen kommt ohne sexuelle Konnotationen aus; auch das Verhältnis zwischen dem Erzähler Riga und der begehrten Zuhörerin Silva ist verständlicherweise vom ersten Moment an von körperlicher Begierde dominiert (doch es dauert eine geraume Weile, bis der »Antibusenpullover« endgültig gelüftet wird).
Autorenportrait
Gerhard Mensching, 1932 in Riga (Lettland) als Sohn eines Religionswissenschaftlers geboren, 1936 Umzug nach Bonn.1953 Studium der Germanistik, dann der Jurisprudenz in Bonn und Berlin, später wiederum der Germanistik, Allgemeinen
Sprachwissenschaft und Vergleichenden Religionswissenschaft in Bonn. 1957 erste Aufführung eines Puppenspiels. 1961 Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über das Groteske im modernen Drama. 1963 Dozent, zunächst an der Universität Münster,
seit 1965 an der Universität Bochum. 1976–1985 Präsident des Deutschen Bundes für Puppenspiel. Gerhard Mensching starb 1992 in Bochum.
Seinen Debütroman Löwe in Aspik (1982) veröffentlichte er im Alter von fast 50 Jahren. Es folgte bis zu seinem Tod – neben dem Puppenspiel – jährlich mindestens
eine neue Publikation; die wichtigsten Bücher sind: Rotkäppchen und der Schwan. Drei erotische Humoresken (1984), Der Bauch der schönen Schwarzen.
Kriminalroman (1988), Die violetten Briefe. Dreikriminelle Novellen (1989), E.T.A. Hoffmanns letzte Erzählung (1989), Die abschaltbare Frau (1992).