Beschreibung
Nebst einer philosophischen Kontextualisierung von Barths Denken widmen sich die Autoren und Autorinnen dem Verhältnis von Barths Wirklichkeitsbegriff zur kantianischen und neukantianischen Transzendentalphilosophie. Wie Barth seine Vorstellung der Wirklichkeit in einen weiter gefassten transzendentalphilosophischen Rahmen integriert, soll aus den verschiedenen Beiträgen ersichtlich werden. Eröffnet wird der Band von zwei Texten, die nicht direkt auf die Philosophie Barths eingehen, die aber dessen Kontext sowohl von einem objektividealistischen Standpunkt aus (Kant, Rickert) als auch in Bezug zu subjektividealistischer Bewusstseinsphilosophie (Dilthey, Husserl, Cassirer, Hönigswald) beleuchten. Anschliessend wird das Problem der Wirklichkeit bei Heinrich Barth anhand verschiedener Schwerpunkte untersucht: Ein Beitrag fragt, angelehnt an Kant und Dingler, nach der Abgrenzung von praktischer und theoretischer Vernunft – eine Unterscheidung, die für Barth von zentraler Bedeutung war. Es folgt eine Analyse, die mit Blick auf das Ästhetische die Verbindung zu Kants Kritik der Urteilskraft untersucht. Weiter wird die Frage nach dem Verhältnis von Wirklichkeit und Transzendenz sowie von Erscheinung und Eidos gestellt, letzteres im Hinblick auf Barths Primat der Existenzphilosophie vor der Ontologie. In der Folge wird Barths Existenzphilosophie derjenigen Paul Tillichs gegenübergestellt, wobei die jeweilige idealistische Grundlage im Fokus steht. Den Abschluss bilden ein Text, der Barths Position gegenüber Hermann Cohens Geschichtsphilosophie bestimmt, sowie ein Aufsatz, der Barth in der Kulturgeschichte Basels verortet – u.a. in Bezug auf Edith Landmann aus dem GeorgeKreis. Der Herausgeber Christian Graf rundet den Band ab mit einem Text zu Barths «Position zwischen den Positionen», die sich in einem WederNoch einerseits und einem Zusammendenken unvereinbarer Positionen andererseits manifestiert: Das Wirklichkeitsproblem kommt «weder in der Metaphysik noch in der Transzendentalphilosophie gebührend zur Geltung», lässt sich aber auch nicht unabhängig von «diesen grossen geschichtlichen Möglichkeiten des philosophischen Gedankens» fassen.
Autorenportrait
Dr. Christian Graf, geboren 1970 in Liestal, studierte nach einer Ausbildung zum Musiker (Lehrdiplom für Klavier) Philosophie, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Musikwissenschaft an der Universität Basel (Promotion 2007). Seit 2010 leitet er die von ihm ins Leben gerufene philosophische Gesprächsreihe Denkpausen. Christian Graf ist Präsident der Heinrich Barth-Gesellschaft Basel und Mitwirkender des Basler Philosophicum im Ackermannshof. 2008 erschien im Schwabe Verlag Basel Christian Grafs Dissertation Ursprung und Krisis. Heinrich Barths existential-gnoseologischer Grundansatz in seiner Herausbildung und im Kontext neuerer Debatten (Schwabe Philosophica Bd. XII). Prof. Dr. Harald Schwaetzer ist Professor für Philosophie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn. Nach dem Studium der Fächer Latein, evangelische Theologie und Philosophie war er an verschiedenen Universitäten tätig – u.a. in Trier, Münster, Brüssel – und besetzt seit 2009 den Lehrstuhl für Philosophie an der Alanus Hochschule. Schwaetzer ist Mitherausgeber der Zeitschrift Coincidentia sowie der Buchreihen Texte und Studien zur Europäischen Geistesgeschichte und Philosophie interdisziplinär, zudem ist er Mitglied des Direktoriums der gemeinsamen wissenschaftlichen Einrichtung der Hochschulen von Alfter, Mainz, Oldenburg und Trier an der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte.
Rezension
Existenzphilosophie zwischen Kantianismus und Bewusstseinsphilosophie