Beschreibung
Ein heißer Sommer in einem idyllischen Ort an einem bayerischen See. Um ihn herum verweben sich die Fäden der Vergangenheit mit neu gesponnenen.
Hans Jung, ein junger Musiker und Weltreisender, verbringt hier den Sommer, um seine Jugendliebe Frau Marie wieder zu sehen. Sie ist mittlerweile mit einem erfolgreichen Arzt verheiratet und Mutter eines kleinen Jungen. Hans trifft dort zunächst irritiert auf ihren platonischer Liebhaber, den rätselhaften Baron Mannen, mit dem er sich aber sehr bald anfreundet.
Hans und Frau Marie leben die Tagträume einer gemeinsamen, romantischen, jedoch unmöglichen Zukunft.
Unerwartet finden Marie, eine unkonventionelle Bauerntochter, und Hans Gefallen aneinander...
Mohrs erster »Roman« ist bis heute weitestgehend unbeachtet. Sehr zu Unrecht, denn es gibt einiges zu entdecken: Eine bunte Szenerie mit einer Vielzahl von Plätzen, märchenhafte Episoden, ein Ensemble unterschiedlichster Figuren. -- Melancholie, Träume, Musik, Naturerlebnis, ungestüme Lebensfreude...
Zudem ist an Frau Marie's Gast bemerkenswert, dass die vielen, teilweise exotischen Episoden Bezüge zur Biographie Mohrs tragen. Der Protagonist Hans Jung selbst ist dem jungen Schriftsteller nicht unähnlich. Vieles, was der junge Max Mohr erlebt, plant und was ihn bewegt, scheint gleichsam impulsiv seinen Weg in diese Novelle zu finden.
Diese Ausgabe macht Frau Marie's Gast nach fast 100 Jahrend endlich wieder allgemein verfügbar.
Autorenportrait
Max Mohr:
Max Mohr: Schriftsteller, Arzt, Alpinist, Individualist, Reisender, Emigrant ...
Max Ludwig Mohr wird 1891 in einer jüdischen Familie in Würzburg geboren. Nach dem Abitur beginnt er dort das Studium der Humanmedizin und setzt dieses danach weiter in München fort. 1915 wird er in den Kriegsdienst einberufen, wo er 1917 seine ärztliche Ausbildung abschließt und schließlich ein Jahr in Kriegsgefangenschaft in England verbringen muss. Er betreibt für kurze Zeit eine Arztpraxis in München, gibt diese jedoch nach seiner Heirat mit der Hamburgerin Käthe Westphal auf. Mit ihr erwirbt er 1920 einen Bauernhof in der Wolfsgrub, einem Ortsteil des heutigen Rottach-Egern, der ihr Familienwohnsitz wird. Oft verlässt Max Mohr jedoch seine Familie für Gebirgstouren, Reisen und längere Aufenthalte in Berlin, wo auch teilweise seine Romane entstehen -- eine freiwillig gewählte Distanz.
Ab 1920 widmet sich Mohr primär seiner Tätigkeit als Schriftsteller. Durch den Erfolg von »Improvisationen im Juni« (Uraufführung 1922) gelingt ihm der Durchbruch als Dramenautor. Bis 1931 entsteht ein Dutzend Dramen. Ab 1927 wendet er sich der Romanform zu, bis 1933 erscheinen vier Romane. Seine Karriere als Romanschriftsteller endet mit der Emigration nach Shanghai im Jahr 1934, wo er, Käthe und seine achtjährige Tochter Eva in Deutschland zurücklassend, den Arztberuf wieder aufnimmt. 1937, im Alter von 46 Jahren, verstirbt er im Exil. Sein letztes Romanprojekt »Das Einhorn« erscheint erst 60 Jahre nach seinem Tod als Fragment.
Seit seiner Emigration praktisch vergessen, finden Mohr und sein Werk ab den 1990er Jahren wieder Beachtung. Dazu trägt maßgeblich auch sein doppeltes Wirken als Arzt und Schriftsteller bei.