Beschreibung
‹Psychiatrie›: Der Begriff weckt Emotionen und polarisiert. Was steckt in und hinter diesem ebenso faszinierenden wie heiklen medizinischen Fachgebiet? In der Medizin zählt die Psychiatrie zu den grossen Fächern. Gleichwohl wird sie oft als randständig, nicht so recht wissenschaftlich, als repressiv oder gar furchteinflössend wahrgenommen. Und auch innerhalb der Psychiatrie wird seit jeher deutlich mehr als in anderen medizinischen Disziplinen um die Grundbegriffe gerungen. Warum? Die Antwort ist einfach: Es liegt am ‹Gegenstand› dieses Faches, und zwar in seiner praktisch-medizinischen wie wissenschaftlichen Erscheinungsform. Dieser ‹Gegenstand› ist die psychisch kranke Person ? und schon diese drei Worte machen klar, in welch umfassendem, ja nachgerade philosophischem Horizont sich die Psychiatrie bewegt, ob ihr dies nun gefällt oder nicht. Das Buch will die Psychiatrie ? besser: das Fach Psychiatrie und Psychotherapie ? in ihrer ganzen spannungsreichen Vielfalt vorstellen. Dabei geht es um eine ebenso verständliche wie offene Darstellung. Psychiatrie ist in einem bestimmten Sinne eine schwierige Sache, aberauch eine faszinierende: szientistische Beschönigung, spätromantische Verklärung und pseudo-aufklärerische Politisierung ? um all das geht es hier nicht. Vielmehr wird das unvermeidliche und persönlich wie wissenschaftlich herausfordernde Spannungsfeld der Psychiatrie an den Beispielen zentraler und kontroverser Themenbereiche geschildert, jeweils aus theoretischer Perspektive und anhand einer Fallvignette: Was ist eine psychische Krankheit? Wie wird sie festgestellt und behandelt? Was ist der Wahn im ‹Wahnsinn›? Wo steht die Ausübung von Zwang zwischen medizinischer Notwendigkeit und individuellemoder politischem Missbrauch? Und schliesslich, das Schwierigste, wie versteht die Psychiatrie den Menschen? P.H.
Aus dem InhaltBrennpunkte im Überblick / Nosologie: Was ist eine psychische Krankheit? / Diagnose: Wie wird sie festgestellt? / Therapie: Wie wird sie behandelt? / Wahn: Der gordische Knoten der Psychiatrie / Krankheitseinsicht: Über die Deutungshoheit in der psychiatrischen Behandlung / Zwang: Ist eine Behandlung gegen den Willen der betroffenen Person erlaubt, geboten, verboten? / Missbrauch: Nähe alsRisiko / Von der Compliance zum Empowerment: Neue Wege der psychiatrischen Arzt-Patienten-Beziehung /Menschenbild: Als wen oder als was sieht die Psychiatrie den Menschen? / Literatur
Autorenportrait
Paul Hoff
Geb. 1956 in Ulmen bei Köln. Studierte Medizin und Philosophie in Mainz und München. Promotionen1980, 1988, Habilitation für Psychiatrie in München 1994. Seit 30 Jahren (ab 1981) in der klinischenUniversitätspsychiatrie tätig – zunächst in München, dann in Aachen, seit 2003 in Zürich. Wissenschaftlicher Schwerpunkt sind psychopathologische, psychiatriehistorische und wissenschaftstheoretische Themen,die als notwendige Grundlage jeder psychiatrischen Tätigkeit verstanden werden.