Beschreibung
Zum hundertsten Jahrestag der Russischen Revolution erscheint die vorliegende Monografie, die darauf angelegt ist, die Todeskonzepte der russischen Moderne in umfassender Weise aufzuarbeiten. Dabei wird eine Vielzahl von aus der Verstreuung beigebrachten Materialien erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht: Die historisch-kritische Abhandlung gewinnt somit den Charakter eines epochalen, ausführlich kommentierenden Grundlagenwerkes. Mit stetiger Bezugnahme auf den zeitgeschichtlichen Kontext werden publizistische, philosophische und literarische Texte sowie politische und private Dokumente aus der Zeit zwischen 1890 und 1930 gesichtet, um das thanatologische Denken der russischen Moderne zu synthetisieren, dabei aber auch dessen Besonderheiten und Widersprüche herauszustellen. Als "Todeskonzepte" werden nicht nur unterschiedliche Einstellungen zum individuellen Sterben festgehalten, sondern auch weithin diskutierte Topoi wie das Ende der Geschichte, der Untergang des Abendlands und des Russentums, die christliche Apokalyptik, die zivilisatorische Dekadenz und Entartung, der Traditionsbruch und der Innovationsanspruch der Künste. Es mag vom Untergang, vom Ende oder vom Tod die Rede sein - stets bleibt daran das Interesse gekoppelt, ob und wie es danach weitergeht.
Autorenportrait
Felix Philipp Ingold, geboren 1942 in Basel, ist emeritierter Ordinarius der School of Human and Social Sciences an der Universität St. Gallen und Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er lebt und arbeitet als freier Autor, Herausgeber und Übersetzer in Romainmôtier (französische Schweiz).