Beschreibung
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Pädagogik - Kindergarten, Vorschule, frühkindl. Erziehung, Note: 1, Universität Wien (Theater-, Film- und Medienwissenschaft), Veranstaltung: Übung "Körperpraktiken und Geschlechterinszenierungen", Sprache: Deutsch, Abstract: Vor nicht allzu langer Zeit war Theater im deutschsprachigen Raum noch etwas, das Kinder unter fünf Jahren nichts bis wenig anging. Dem lag vor allem die Annahme zugrunde, dass ein so junges Publikum nicht fähig sei, die Als-ob-Grundkonstellation im Theater zu verstehen. Das mag sein. Doch gab es zu diesem Zeitpunkt, Mitte der 2010er Jahre, bereits eine Vielzahl anderer Theaterformen als jene des traditionellen Illusionstheaters. Das Als-ob war unter jugendlichem und erwachsenem Publikum längst keine notwendige Prämisse mehr für die Theaterkunst. Warum dann für Kinder? Diese Frage könnte wahrscheinlich auf mehrere Weisen beantwortet werden. Ich denke, das hat viel mit der Tatsache zu tun, dass wir gemeinhin zuallererst mit klassischen Formen des Theaters in Kontakt kommen. Diese gelten im allgemeinen Bewusstsein immer noch als die Norm, welche man/frau/kind kennenlernen muss, bevor es an die "Abweichungen", wie z.B. die Performancekunst, geht. Werden nun Theater-formen, die solchen "Abweichungen" in ihrer Vorgangsweise sehr nahe stehen, an den Beginn der kindlichen Sozialisation gestellt, bedeutet das eine grundlegende Hinterfragung und Neuorganisation der bisherigen Theaterkonventionen, an denen zwar spätestens seit den 1960ern nachhaltig gerüttelt wurde, die aber doch nie gänzlich umfielen, sodass dies bis in die kindliche Früherziehung hätte durchdringen können. In den letzten sieben bis acht Jahren begann sich im deutschsprachigen Raum, in Bezug auf Theaterkunst für Kinder, allmählich eine neue Tendenz abzuzeichnen: KünstlerInnen zeigten vermehrt Interesse auf einer theatertechnisch unkonventionellen, künstlerisch-kreativen Ebene mit kleinen Kindern zu kommunizieren. Und dieses neue Angebot für die Jüngsten wurde begeistert von Eltern und Kindern aufgenommen, sodass die Nachfrage seither beständig im Wachsen begriffen ist. In dieser Arbeit soll erläutert werden, was unter der Bezeichnung "Theater für Kleinstkinder" überhaupt verstanden wird, wie und wo es sich europaweit entwickelt hat, mit anschließendem besonderen Augenmerk auf die Situation in Österreich. Unter den gar nicht mehr so spärlichen Angeboten hierzulande habe ich einige bereits seit längerem bestehende, etablierte Einrichtungen herausgegriffen und werde insbesondere auf den Dschungel Wien - Theaterhaus für junges Publikum eingehen, der seit Dezember 2010 das Stück Sand für Kinder ab zwei Jahren im Programm hat.
Autorenportrait
Sandra Folie hat Deutsche Philologie, Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien studiert. Seit Februar 2016 ist sie DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Wien, wo sie über Labels zeitgenössischer ,Frauenliteratur' promoviert.