Beschreibung
In dieser Studie wird anhand der rationalen Philologie die Entwicklung der historischen Frankenkönigin Brunichildis († 613) zu einer literarischen Figur in drei Hauptvarianten untersucht: Im Nibelungenlied erscheint Brünhild als Königin, in den isländischen Texten als Walküre, in den kontinental-skandinavischen als Burgherrin. Es gilt als gängige Annahme, dass Heldenlieder lange vor der schriftlichen Fixierung mündlich überliefert wurden. Der rationalen Philologie zufolge begann dagegen die schriftliche Tradition mit dem Nibelungenlied. Laut der Schriftlichkeitsthese beruht dieses Epos allein auf Handschriften und gelangte frühzeitig nach Skandinavien. Dort diente es zuerst als Vorlage für Snorris Edda, welche wiederum die Lieder-Edda und die Völsungasaga anregte, später für die norwegische Thidrekssaga und die schwedische Didrikskrönikan.
Autorenportrait
Marie-Barbara Vieuxtemps hat in Chambéry und Straßburg Germanistik und in Freiburg im Breisgau Nordistik studiert. 2021 wurde sie an der Universität Straßburg in einer Cotutelle mit der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität promoviert. Seit 2016 arbeitet sie als Deutschlehrerin in einem elsässischen Gymnasium.