Beschreibung
Zehn Jahre lang, von 1978 bis zu ihrem Tod, war Rose Ausländer an ihr Zimmer im Düsseldorfer Nelly-Sachs-Haus gefesselt. Wie Heinrich Heine, nur viel länger, lag sie in der 'Matratzengruft'. Im zähen Ringen mit ihrem kranken, sich entziehenden Körper schrieb sie weiter an Gedichten, die ihr den fehlenden Kontakt zur Außenwelt ersetzen mussten. In immer neuen Anläufen gestaltete sie die Themen Sterben und Wiedergeburt, Schuld und Liebe, Hoffnung und Angst. Erst 1986 versiegte die Sprache, die sie am Leben erhielt. Kurz vorher vollendete sie zwei Zyklen, die in diesem Band vereinigt sind: Die Sammlung Der Traum hat offene Augen enthält Gedichte, die zwischen 1965 und 1978 entstanden und - nach eingehender Überarbeitung durch die Autorin im Jahr 1986 - wenige Monate vor ihrem Tod erstmals veröffentlicht wurden. Auch der Zyklus Ich spiele noch ist 1987 erschienen. Er versammelt Gedichte aus den Jahren 1985 und 1986, die letzten also, die Rose Ausländer geschrieben hat. Obwohl sich in dieser schlichten, beinahe lakonischen Alterslyrik Krankheit und Todesnähe zwangsläufig niedergeschlagen haben -'unvergleichlich bleibt die Art, wie der Dichterin das Wort zum Partner wird' (Walter Hinck, FAZ).
Autorenportrait
Rose Ausländer, geboren 1901 in Czernowitz/ Bukowina, überlebte die Jahre 1941-44 im Ghetto in Czernowitz und in einem Kellerversteck. 1946 wanderte sie in die USA aus und zog 1965 nach Deutschland. Sie erhielt verschiedene Preise für ihr Werk, darunter den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Rose Ausländer starb am 3. Januar 1988. Ihr Werk liegt in einer 16-bändigen Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag vor.