Autorenportrait
Dipesh Chakrabarty, geboren 1948 in Kolkata, ist Lawrence A. Kimpton Distinguished Service Professor für Geschichte an der University of Chicago und Gründungsmitglied des berühmten Subaltern-Studies-Kollektivs. Mit seiner These von der »Provinzialisierung Europas« hat er die Geschichtswissenschaft der letzten Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Chakrabarty ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der Australian Academy of the Humanities. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2014 den Toynbee-Preis, der an einen herausragenden Vertreter der Globalgeschichte verliehen wird, und 2019 den Tagore Memorial Prize.
Christine Pries, geboren 1961, ist Philosophin und Übersetzerin, u. a. von Danielle Allen, Wendy Brown, Barbara Cassin, Dipesh Chakrabarty, Philippe Descola, Didier Fassin und Jean-François Lyotard.
Rezension
»Chakrabarty weist in großer Kenntnis aller Vorläufer ... in [eine] Richtung, die auf nichts weniger hinausläuft als auf eine Revision aller früheren Historiografie der Weltgeschichte und nicht allein für die Geschichtsschreibung und die Klimaforschung unbedingt lesenswert ist.«
»[Chakrabartys] stilistische Ruhe ... hat er vielleicht bei den von ihm so geschätzten Geologen und Erdsystemwissenschaftlern gelernt. Ihre große Sachlichkeit bezieht die Studie aber auch aus einer präzisen Einschätzung der eigenen Position.«
»Der Mensch als geologische Macht: Das ist eines der vielen schlüssigen Bilder, die ... Chakrabarty in seinen Analysen vorstellt. Es sind Bilder, mit denen zum Beispiel Phänomene und Verhaltensweisen in der Klimabewegung besser begreifbar werden.«
»Es gibt wenige Historiker, die die globalgeschichtlichen und postkolonialen Dimensionen des fossilen Wahns so feinsinnig zu reflektieren vermögen wie Chakrabarty.«
»Dieses Denken ist schön: Noch aus der planetaren Perspektive, die den Menschen nicht mehr im Zentrum sieht, vermag Dipesh Chakrabarty das individuelle Kind wahrzunehmen, das da unten gerade mit seinem Schaufelbagger im Sandkasten nachspielt, was die Gattung seit 250 Jahren im großen Maßstab geschafft hat – den Boden aufgraben, die Erde bewegen. Berge versetzen.«
»... die beeindruckende Belesenheit des Autors, sein auch in der Übertragung von Christine Pries häufig aufblitzender Witz und die wissenschaftliche Demut vor unserer ›Wohnstätte‹ machen dieses Buch zu einer interdisziplinären Musslektüre.«
»Chakrabarty schreibt vom Menschen als einer ›geophysikalischen Kraft‹ und postuliert, dass nicht allein die Natur-Kultur-Dichotomie in Frage gestellt werden müsse, sondern auch neue Begriffe von Vergangenheit und Zukunft nötig seien.«
»In
fragt Chakrabarty, was der Klimawandel für eine Sozialwissenschaft wie die Geschichtsschreibung bedeutet. Seine These: Das, was wir bisher unter Begriffen wie Geschichte oder Globalisierung verstanden haben, muss samt und sonders neu gedacht werden.«
»
ist sehr anregend, weil es uns zeigt wie katastrophal die Lage wirklich ist und wie klein wir denken ... Chakrabarty fordert einen anderen Begriff von Geschichte ... hin zu einer planetarischen Geschichte.«