Beschreibung
1920 widmete sich Karl Barth der kritischen Überprüfung der in seiner Auslegung des 'Römerbriefes' von 1919 neu gewonnenen theologischen Grundlagen. Einen wichtigen Anstoß dazu brachte die Lektüre Overbecks, dessen 'Todesweisheit' ein Leitwort auf der weitergehenden Suche nach der rechten Gestalt theologischer Erkenntnis wurde. Die hermeneutische Revision, die Barth besonders konzentriert in den Predigten für seine Safenwiler Gemeinde weiterführte, erreichte ein neues Stadium, als er zur Erkenntnis kam, dass sein 'Römerbrief' 'an Haupt und Gliedern reformiert werden' müsse, und zu einer ganz neuen Auslegung ansetzte: zum 'Römerbrief' von 1922, der Barth mit einem Schlag weit über die evangelische Kirche hinaus in vielen Sprachen bekannt machte. Die 48 Predigten des Jahres 1920 spiegeln und beleuchten diesen Erkenntnisprozess. Insbesondere in den 24 Predigten zu 2Kor 1–7 wird Barths Suche nach einer wirklichen Gemeinschaft in Glauben, Erkennen und Leben deutlich, die freilich 'ganz und gar ein Gotteswerk' ist.
Autorenportrait
Karl Barth (1886–1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von 'Zwischen den Zeiten' (1923–1933), der Zeitschrift der 'Dialektischen Theologie'. Karl Barth war der Autor der 'Barmer Theologischen Erklärung' und Kopf des Widerstands gegen die 'Gleichschaltung' der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 wurde Barth von der Bonner Universität wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids entlassen. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, 'Die Kirchliche Dogmatik', ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.