Beschreibung
Um 1920 ist das philosophische Werk Fritz Mauthners so gegenwärtig, daß Ludwig Wittgenstein seinen "Tractatus" als Rekurs auf Mauthners Sprachkritik verfaßt. Heute, nach einer längeren Latenzperiode, stehen wir vor einer Mauthner-Renaissance, deren Ausmaß noch gar nicht absehbar ist. Die Bedeutung Mauthners für die Srachphilosophie und Sprachkritik des 20. Jahrhunderts, insbesondere für die Literatur der Jahrhundertwende und Klassischen Moderne (u. a. Hofmannsthal, Joyce, Beckett), ist unbestritten. Die Wiener Mauthner-Ausgabe macht das philosophische Werk Fritz Mauthners erstmals in einer Gesamtausgabe in der letztgültig autorisierten Form zugänglich. Sie erschließt einen der bedeutendsten Sprachphilosophen, der den "linguistic turn" der Philosophie des 20. Jahrhunderts mitinaugurierte. Darüber hinaus dokumentiert die Ausgabe den überragenden Philosophiehistoriker, dessen Kirchen- und Ketzergeschichte, die Geschichte des Atheismus im Abendland ihresgleichen sucht. Mauthner, eine der raren Gestalten der deutschsprachigen Philosophie, zeigt sich als der glänzende Stilist in der Tradition Schopenhauers und Nietzsches. Die Wiener Mauthner-Ausgabe beginnt im Frühjahr 1997 mit dem "Wörterbuch der Philosophie", der dreibändigen Ausgabe von 1923/24. Das Wörterbuch ist unter den einschlägigen Werken singulär. Wortfetische der Philosophie und Religionsgeschichte werden einer genauen sprachkritischen Analyse unterzogen.