Beschreibung
Körperfett ist längst nicht mehr, wie bis Ende des 19. Jahrhunderts, ein Symbol für Reichtum und Erfolg, sondern wurde zur Jahrhundertwende mit negativen Attributen verbunden, während Dünnsein im puritanischen Sinne mit Fleiß, Reinheit und Enthaltsamkeit assoziiert wurde. Die modernen Narrationen über Dickleibigkeit verdichten sich in den neoliberalen Anforderungen an das Individuum zu der Aufforderung, sich durch "richtiges" Ernährungsverhalten gesund zu halten und damit einen richtungsgebenden Idealkörper anzustreben. Sie stellen entwertende Stereotype über dicke Körper her, in denen sich Vorstellungen über Klasse, Geschlecht, Disability, Sexualität und „Race" wiederfinden. Der aus der Fat-Acceptance-Bewegung entstandene, angloamerikanische Begriff „Fat-Shaming“ kritisiert diese Entwertung. Die in dieser Beschämung enthaltenen gesellschaftlichen Wertansprüche werden von Anne Sophie Menzinger in ihren Machtwirkungen untersucht.
Die Fat-Acceptance-Bewegung positioniert sich seit einigen Jahren zum Thema Körperfett in einer radikalen Abgrenzung zu Gesundheitsdiskursen und hegemonialen Körperbildern. Anne Sophie Menzinger ergründet, welches Ethos und welches Politikverständnis dem Fat Activism zugrunde liegen. Die Entwicklung der Fat-Acceptance-Bewegung, die unterschiedlichen Strömungen und ihr Verhältnis zu queerfeministischen Positionen werden dargestellt und nicht zuletzt ihre unterschiedlichen theoretischen Referenzen diskutiert. Auch eine Auseinandersetzung mit den Identitätspolitiken dicker_fetter Artikulationen bei gleichzeitigem Bestreben, Zuschreibenden aufzulösen und zu dekonstruieren, findet hier Raum.
Autorenportrait
Anne Sophie Menzinger, Jahrgang 1990, studierte soziale Arbeit in Hamburg. Sie ist Musikerin und arbeitet derzeit in der Kulturarbeit und Kreativitätsförderung. Neben ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt interessiert sie sich für feministische und soziale Bewegungen und deren diskursiven Verortungen.