Beschreibung
«Wir sollen nationale junge Deutsche erziehen und nicht junge Griechen und Römer» heißt es in der bekannten Eröffnungsrede des deutschen Kaisers Wilhelm II. auf der Schulkonferenz in Berlin (1890). Diese Worte verdeutlichen die Kontroversen um klassisch-humanistische und modern-realistische Bildungsinhalte am Ende des 19. Jahrhunderts. Dabei steht vor allem das Fach Deutsch im Zentrum der Auseinandersetzung. Diese Arbeit rekonstruiert anhand von schulpolitischen Erlassen, Lehrplänen, Stundenplänen sowie Inhalten und Textauswahl von Lesebüchern die literarische und sprachliche Bildung, aber auch die moralische, religiöse und politische Erziehung der bürgerlichen Eliten des Fin de siècle. Mit der Dokumentation konzeptioneller Vorstellungen im Kontext von geistesgeschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen wird ein Beitrag zu der literarischen Kanonbildung im gymnasialen Deutschunterricht und der Erforschung des Deutschen Kaiserreichs geleistet.
Autorenportrait
Die Autorin: Martina G. Lüke, geboren 1974 in Hamburg; Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität Hamburg; Studienaufenthalte an der Universität Osnabrück und University of California at Berkely; Abschluß des 1. und 2. Staatsexamens in Hamburg 2000 und 2002; Promotion 2006; seit 2004 Stipendium für einen Ph.D. an der University of Connecticut; Arbeitsschwerpunkte: Literatur der Romantik und Moderne, Geschichte des Deutschunterrichts.