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Streifzüge durch das Land eines Lebens

Autobiographie einer deutsch-jüdischen Soziologin, Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin (1861-1938)

Erschienen am 04.10.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783921434307
Sprache: Deutsch
Umfang: 352
Format (T/L/B): 24.0 x 18.0 cm
Einband: Gebunden

Beschreibung

Henriette Fürth war eine der profiliertesten Sozialpolitikerinnen und Frauenrechtlerinnen des Deutschen Reichs und der Weimarer Republik. 1861 in Gießen in eine deutsch-jüdische Familie hineingeboren, wurde sie Ehefrau und Mutter von acht Kindern, was sie nicht daran hinderte, sich sozialpolitisch zu engagieren und autodidaktisch weiterzubilden. Sie war Mitglied zahlreicher sozialer Vereine und Bewegungen und wurde zu einer in Fachkreisen anerkannten Publizistin und Sozialforscherin. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie berief sie zu ihrem ersten weiblichen Mitglied. Henriette Fürth gehörte als SPD-Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung an, beteiligte sich an der Gründung der dortigen Universität und kandidierte für den Deutschen Reichstag. 1931 erhielt sie für ihr Lebenswerk die Ehrenmedaille ihrer langjährigen Heimatstadt Frankfurt am Main. Auf ein selbstbestimmtes und streitbares Leben zurückblickend, verfasste sie als 70-Jährige ihre Erinnerungen. Dabei verstand sie es, ihr Leben und das ihrer Familie in eine einzigartige Schilderung des politischen, kulturellen und sozialen Milieus ihrer Zeit einzubetten. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft war sie nicht nur Diskriminierungen im Alltag ausgesetzt. Ihr blieben auch berufliche Karrieren versperrt, für die sie sich als Hochbegabte empfahl. So führte sie ihr Leben als Intellektuelle, deren Beruf – oder vielmehr: Berufung – die Kritik war. Ihr lebenslanger Kampf für Toleranz und eine Verbesserung der Lebensverhältnisse brachte ihr Erfolge und Misserfolge, Feinde wie Freunde, wobei zu den letzteren Wilhelm Liebknecht, Friedrich Naumann, Franz Oppenheimer, Alice Salomon, Clara Zetkin und das damalige Wunderkind Theodor Wiesengrund Adorno zählten. Begegnungen mit diesen und vielen anderen Zeitgenossen werden anschaulich und bisweilen anekdotisch erzählt und mit Briefen sowie Gesprächsnotizen dokumentiert. Ihre Erinnerungen schließt sie in dem tragischen Bewusstsein, einer untergegangenen Zeit angehört zu haben. 1938 starb Henriette Fürth in Bad Ems. Mit der vorliegenden Edition wird dieser Mosaikstein deutsch-jüdischer Geschichte, durch zahlreiche Abbildungen illustriert, erstmals einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Ein kritischer Kommentar und der Personenindex erschließen den zeitgeschichtlichen Hintergrund. Daneben enthält der Band eine Bibliographie der breit gestreuten und heute zum Teil schwer zugänglichen Schriften Henriette Fürths. Das Buch wendet sich nicht nur an ein wissenschaftliches Fachpublikum, sondern auch an die interessierte Öffentlichkeit.

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