Beschreibung
Die Philosophie Epiktets, der zu den prominentesten Vertretern der späten Stoa zählt, reiht sich ein in die antiken Konzepte einer eudämonistischen Ethik, in deren Mittelpunkt das gelungene Leben steht. Die von Epiktet getroffene grundlegende Unterscheidung zwischen den Dingen, die in unserer Macht stehen, und solchen, auf die wir keinen Einfluss haben, gilt als sein wichtigster Beitrag zur Theorie der stoischen Lebenskunst. Ohne diese Perspektive in Frage stellen zu wollen, liest Cosimo Costa Epiktets "Diatriben" vor allem als eine Philosophie des Willens. Der Wille zeigt sich als der zentrale Gegenstand einer auf Emanzipation angelegten Erziehung des autonomen Menschen, der – modern gesprochen – zur genuinen Selbstwerdung ermächtigt werden soll.
Insofern stellt Costas Epiktet-Lektüre nicht nur einen Beitrag zu einem neuen Verständnis eines stoischen Klassikers dar, sondern einen impliziten Appell zur Emanzipation des Willens in der spätkapitalistischen Massenkultur, in der viele, aller deklarierten Individualität zum Trotz, nur im Strom mitschwimmen, ohne ihr eigenes Denken und Wollen einzubringen, ohne die Fliessrichtung mitzugestalten.