Beschreibung
«Allerdings kann man auch heute noch zwei Arten von Anleitung finden. Erstens können wir uns von Persönlichkeiten leiten lassen, die uns in der Jugend edel und großartig erschienen. Solche Menschen kann man sich zum Vorbild nehmen. Die zweite Möglichkeit aber besteht darin, im Leben nach Glück oder Glückseligkeit zu suchen. Auf diese Weise wird die Glückseligkeit zu unserem Leben. Im Sanskrit heißt es, die drei geistigen Aspekte, die am weitesten an die Kluft, an die Grenze zum Transzendenten heranreichen, sind sat, chit und ananda: das Sein, das Bewusstsein und die Glückseligkeit.
Man kann die Transzendenz als die Leere bezeichnen oder aber als das Ganze, denn sie lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Und das Problem besteht darin, die Worte, die Bilder, so aufzuschließen, dass sie über sich selbst hinausweisen. Durch ihre Intransparenz neigen sie dazu, die Erfahrung der Transzendenz zu blockieren. Diese drei Begriffe aber führen uns am dichtesten an diese Leere heran — sat, chit und ananda: das Sein, das Bewusstsein und die Glückseligkeit.
Jetzt, im fortgeschrittenen Alter, denke ich über diese Dinge nach. Und ich weiß nicht, was das Sein ist. Ich weiß auch nicht, was Bewusstsein ist. Aber was Glückseligkeit ist, das weiß ich: Sie ist das tiefe Gefühl, präsent zu sein und das zu tun, was man unbedingt tun muss, um man selbst zu sein. Wenn wir dem folgen können, befinden wir uns bereits am Rand der Transzendenz. (...) Es geht darum, den eigenen Pfad zum Glückseligkeit zu finden.»
«Die Heldenreise ist eins der universellen Muster, durch die sich dieses Leuchten deutlich zeigt. Ich bin der Überzeugung, dass ein gutes Leben aus einer Heldenreise nach der anderen besteht. Immer wieder werden wir ins Reich der Abenteuer gerufen, werden wir zu neuen Horizonten gerufen. Jedes Mal stehen wir vor dem gleichen Problem: Wage ich es? Und dann, wenn wir es wagen, erscheinen die Gefahren und auch die Hilfe, und es kommt zur Verwirklichung oder zum Fiasko — ein Misserfolg ist immer möglich. Aber es gibt auch die Möglichkeit, glücklich zu werden.»
«Damit komme ich auf Krishnas Ausspruch zurück: Der beste Weg, der Menschheit zu helfen, besteht darin, sich selbst zu vervollkommnen.»
Joseph Campbell
Autorenportrait
Joseph Campbell, geboren 1904 in New York, erhielt entscheidende Anstöße zu seiner Arbeit von James Joyce, Thomas Mann und C. G. Jung. Eines seiner größten Verdienste war es, wissenschaftliche Arbeit und ihre Ergebnisse so populär darstellen zu können, wie nur wenige andere Zeitgenossen, was ihn schon zu Lebzeiten zu einer Legende werden ließ. Neben seiner Lehrtätigkeit und der Publikation zahlreicher eigener Bücher war er auch als Herausgeber einer amerikanischen Ausgabe der Werke C. G. Jungs, der Grimmschen Märchen und der amerikanischen Vorlesungen Heinrich Zimmers tätig. Joseph Campbell starb 1987.