Beschreibung
1748 verbündeten sich die Deutschen, Serben, Ungarn, Juden, Armenier und die anderen hier lebenden Nationalitäten, sie kratzten ihre Ersparnisse zusammen, nahmen einen Bankkredit auf und fuhren mit den Unmengen an Geldscheinen nach Wien, um von der Kaiserin Maria Theresia den Titel einer Königlichen Freistadt zu kaufen. Die Kaiserin fragte sie nach dem Namen ihrer Stadt, worauf die Gründungsväter zerknirscht bekennen mussten, dass sie noch gar keinen Namen hatte. Sie baten Ihre Majestät, Namensgeberin ihrer Stadt zu sein. Die Kaiserin nahm ihre goldene Feder und schrieb in Zierschrift auf die lateinischsprachige Gründungsurkunde: Ihr Name sei Neoplanta, aber jedes Volk soll sie in seiner eigenen Sprache benennen. Sie sollen in Frieden leben, einander lieben, und die multinationale Stadt soll ein Beispiel dafür sein, wie mehrere Nationen verträglich miteinander auskommen können. Über 250 Jahre sind vergangen. Die Völker von Neoplanta - also Novi Sad - morden einander seither unablässig. Darüber erzählt dem ungarischen Schriftsteller der serbische Fiaker Lazo Pavletic.
Autorenportrait
László Végel: Geboren 1941 in Srbobran in der jugoslawischen Wojwodina als Angehöriger der ungarischen Minderheit. Studium in Novi Sad sowie in Belgrad, arbeitete als Journalist, Autor von Drehbüchern, Bühnenstücken, Essays und Romanen. Als episches Hauptwerk gilt seine Újvidéki trilógia (1993; dt.: Neusatz-Trilogie) mit den Bänden Egy makro emlékiratai (1967; dt. Memoiren eines Zuhälters), Àttüntetések (1984; dt.: Überblicke) und Eckhart gyuruje (1989; dt.: Eckharts Ring).