Beschreibung
Eine mit ihrem verwitweten Vater in Northumberland lebende junge Frau, die für die Binnennovelle titelgebende Wilde Engländerin, hat sich eine breite naturwissenschaftliche Bildung angeeignet und lehnt jeden Gedanken an eine sexuelle Beziehung strikt ab. Erst nachdem sie, vom Pferd steigend, sich vor einem Bewerber entblößt hat, stimmt sie einer Eheschließung zu.
Die Untersuchung geht von einer genaueren Betrachtung der theoretischen Äußerungen Tiecks zur „Novelle“ und seiner Begriffe des „Wendepunkts“ und des „Wunderbaren“ aus. Es folgt die Untersuchung der Plots des Binnentextes und der Rahmennovelle Das Zauberschloß. Es zeigt sich, dass beide ausgeprägte „Wendepunkte“ aufweisen, die abseits von einem transzendenten „Wunderbaren“ durch „Zufälligkeiten“ ausgelöst werden. Die Kontingenz ist damit ein durchgehendes Thema der motivisch eng verzahnten bzw. gegenseitig gespiegelten Texte. Sie dürfen deshalb als zukunftsweisend für das realistische Erzählen des späteren 19. Jahrhunderts gelten. Weiterhin wird die Handlung unter Gender-Gesichtspunkten zum zeitgenössischen Diskurs der „weiblichen Sonderanthropologie“ in Beziehung gesetzt.