Beschreibung
Dieser Band präsentiert drei Texte von Barbara Cassin, in denen den Grenzen des Übersetzens nachgegangen wird. Das Übersetzen stößt immer wieder auf bestimmte Probleme, die sich mit Recherchen und Anstrengungen mehr oder weniger befriedigend lösen lassen. Hier geht es aber um prinzipielle Probleme und konkrete Beispiele, die Grenzen der Vermittelbarkeit aufzeigen. Die Herausgeberin hat drei Texte ausgewählt, die dieses Thema bei Barbara Cassin exemplarisch vorführen: 'entre', 2016 Diesen Texten werden 15 'Supplemente' deren Über- setzer:innen beiseite gestellt, die ihrerseits auf die nun mehrfach gespiegelten Übersetzungsprobleme eingehen. 'Die Unübersetzbaren', das ist die plurale Gesamtheit dessen, 'was man nicht aufhört, (nicht) zu übersetzen'. Ausgehend von dieser paradoxen Setzung schreibt Barbara Cassin eine Übersetzungstheorie, die jede Form nationalontologischer Sakralisierung von Unübersetzbarkeit listig umschifft und zugleich der gegenwärtigen Tendenz, die Kultursprachen durch ein vereinheitlichendes und verflachendes 'globish' zu ersetzen, mutig trotzt. 'Die Unübersetzbaren' sind ein leidenschaftliches Plädoyer für eine immer wieder neu vorzunehmende 'Komplizierung des Universellen'. In ihrer Schreib- und Übersetzungspraxis zeigt Cassin unterschiedliche Strategien dafür auf. Ausgangspunkte sind Babel, die Odyssee, die sophistische Philosophie, Schleiermacher, Humboldt, Lacan und Derrida. Nicht zuletzt wird für Cassin das Geflüchtetenlager in Calais zum aktuellen Prüfstein der Gegenwart und Zukunft der Geisteswissenschaften. Der vorliegende Band versammelt drei ihrer Essays, Grundlagentexte der Übersetzungstheorie, Dokumente eines genuin politischen Denkens der Alterität, der Sprache und der Begegnung, einer unaufhörlichen, auch genussvollen Arbeit am Sprachmaterial. Ergänzt werden diese Essays durch eine Quellensammlung, die längere Abschnitte wichtiger Texte enthält, auf die sich Cassin bezieht. Zu guter Letzt umfasst der Band eine Reihe von Supplementen, die anhand von zentralen Begriffe und Formulierungen den Übersetzungsprozess reflektieren und weiterführen.
Autorenportrait
Barbara Cassin ist Philosophin und Altphilologin, Herausgeberin des 'Vocabulaire européen des philosophies. Dictionnaire des intraduisibles' (2004), Autorin zahlreicher Bucher, u. a. (mit Alain Badiou), 'Es gibt keinen Geschlechtsverkehr. Zwei Lacanlekturen,' übers. v. Judith Kasper (2012); 'Nostalgie. Wann sind wir wirklich zuhause?', übers. v. Christine Pries (2021). Sie ist seit 2018 Mitglied der Académie française. Judith Kasper ist Professorin fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.