Beschreibung
Was ein Dispositiv ist, weiß immer noch niemand genau. Trotz - viel-leicht aber auch dank - seiner Nebelhaftigkeit hat sich der Begriff in den Sozial- und Geisteswissenschaften im letzten halben Jahrhundert als erstaunlich langlebig erwiesen. Ausgehend von einer unveröffent-lichten Notiz von Werner Hamacher versucht Mário Gomes, einen Überblick über die verschiedenen Spielformen zu bieten, die das Dis-positiv im Anschluss an die Schriften Michel Foucaults, Jean-Louis Baudrys und Jean-François Lyotards durchlaufen hat. Anstatt eine ex-haustive Bestandsaufnahme der zahllosen Interpretationen und Weiter-schreibungen des Begriffs anzustreben, konzentriert sich der Aufsatz auf einige zentrale Positionen in der Debatte um den Begriff und zeigt, wie es im Laufe der Zeit durch unpräzise Übersetzungen und etymologische Irrungen zu einer Reihe von Missverständnissen gekommen ist, die sich auch heute noch halten.
Autorenportrait
Mário Gomes hat an den Universitäten Bonn und Florenz über den Inneren Monolog und wissenschaftliche Phantasien der Gedankenüber-tragung um 1900 promoviert und an der Universität Lissabon unter der dessen Betreuung eine Post-Doc-Arbeit zum Dispositivbegriff vorgelegt. Er war Dozent für Literatur- und Medienwissenschaften an der Universität Bonn sowie an der Universität der Künste in Berlin und ist derzeit als DAAD-Lektor an der Universidad de Concepción in Chile tätig.