Beschreibung
Kein Land in Europa ist in den letzten 50 Jahren so durch den Wettbewerb mit seinem Nachbarn geprägt worden wie Ostdeutschland. Immer wieder wurden Strategien entwickelt, die den Lebensstandard des Ostens an den des Westens angleichen oder gar übertrumpfen sollten. Walter Ulbricht proklamierte das "Überholen, ohne einzuholen", Erich Honecker verkündete die "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" und Helmut Kohl versprach den Ostdeutschen "blühende Landschaften". Doch was haben diese Ein- und Aufholprogramme tatsächlich bewirkt? Jörg Roesler durchleuchtet, wie sich die ostdeutschen Wirtschaftsverhältnisse unter den jeweils politisch dominierenden Kräften in DDR und BRD entwickelten. Dabei kommen überraschend andere Ergebnisse zutage als bundesdeutsche Politiker und Medien seit Jahren verbreiten. Das gern gezeichnete Bild von der bis 1989 ständig gewachsenen Diskrepanz des planwirtschaftlich leistungsschwachen Ostens zum marktwirtschaftlich organisierten Westen, dem seit Anfang der 90er Jahre ein kontinuierlicher Aufholprozess gefolgt sei, lässt sich nach Roeslers quellengestützter Analyse nicht aufrechterhalten. Er zeigt für das vergangene halbe Jahrhundert die Phasen der Annäherung ebenso wie die der Stagnation und der Auseinanderentwicklung. Eine fundierte innerdeutsche Wirtschaftsprüfung - für 25 Jahre vor und nach der Wende.
Autorenportrait
Jörg Roesler, Jahrgang 1940, ist Wirtschaftshistoriker. 1964 bis 1974 lehrte er am Institut für Wirtschaftsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Danach war er fünfzehn Jahre als Leiter des Bereichs DDR und sozialistische Länder am Institut für Wirtschaftsgeschichte der Akademie der Wissenschaften tätig. Es folgten wissenschaftliche Mitarbeit am Zentrum für Zeithistorische Forschung, Lehraufträge an der Universität der Künste und Gastprofessuren in Montreal, Toronto und Portland/Oregon (USA). Er legte zahlreiche Publikationen vor, u. a. Geschichte der DDR (Papyrossa 2012).