Beschreibung
Das Buch von Volker Gallé ist eine Reiseerzählung in die Geschichtenwelt der Stadt Worms. Der Zeitreisende findet darin, was dem Autor bemerkenswert und nachdenkenswert war. Es gibt ein tief empfundenes Verhältnis zu Zerstörung und Wiederaufbau. Mehrfach und meist von der Frage nach dem Sinn begleitet. Ein Bußgedanke drängt sich auf: Was ist mein Anteil daran? Und man fragt sich, wie es zum Untergang kommen kann, stellvertretend für andernorts im Nibelungenlied. Da ist der nachhaltige Weg zur Stadtfreiheit, manchmal, aber nicht immer verbunden mit dem Impuls, die Freiheit der Person sich und anderen zu garantieren. Nicht nur bei Luthers Widerrufsverweigerung. Alles geschieht in einer Landschaft der Fülle: der Wonnegau mit Wein, Korn, Obst und Fisch. Aber es gibt auch Vertreibung und Verlust. Eine ineinanderfließende Vielfalt kultureller und religiöser Impulse. Die Frommen von Aschkenas hielten trotz brutaler Verfolgung an ihrem Worms fest. Durch die Industrialisierung einer mittelalterlichen Bürger- und Händlerstadt entstand eine starke Arbeiterbewegung links von der Mitte. Immer wieder taucht der Tagtraum vom Rheinadel an die Oberfläche. Vagabundierende Freiheit am Ufer des Stroms. Manchmal folgt dem wiederkehrend eine Sehnsucht nach der lieben Frau. Vom Stadtrand her. Marianische Fantasien. Mehr noch als eine Stadt der Geschichte ist Worms eine Stadt der Geschichten. Und man ist überrascht, wenn man hin und wieder in alten Texten denen zuhören kann, die sie erzählen. Anders als heute und dennoch mit uns verbunden.
Autorenportrait
Volker Gallé wurde 1955 in Alzey geboren und ist auch dort aufgewachsen. In Mainz hat er Germanistik, Philosophie und Ethnologie studiert. Danach arbeitete er als Musiklehrer und Musiktherapeut und als Dozent in der Erwachsenenbildung. Von 1988 bis 2003 war er Lokalredakteur des Wormser Wochenblatts und von 2004 bis 2021 Kulturkoordinator der Stadt Worms. Über Jahre verfolgte er die städtischen Kulturprofile Nibelungen, Dom, Luther und SchUM. Der Mittelaltermarkt Spectaculum, die Kulturnacht und das Festival wunderhoeren gehen auf seine Initiative zurück. Im Jahr 1992 erschien sein Kunstreiseführer Rheinhessen im Kölner Dumont-Verlag. Bei einer Tagung in Worms gab er 2005 den Impuls für das Rheinhessenjubiläum 2016. Er war Vorsitzender des Fördervereins in der KZ-Gedenkstätte Osthofen und der Nibelungenliedgesellschaft. Künstlerisch hat er sich vor allem als Mundartautor, Liedermacher und Lyriker betätigt. Das vorliegende Buch ist auch ein feuilletonistisch-essayistischer Rückblick auf über dreißig Jahre Begegnung mit der Stadt Worms, ihren Menschen und ihren Geschichten.