Beschreibung
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß ist der erste Roman von Robert Musil und gilt als eines der frühen Hauptwerke der literarischen Moderne. Er entstand um 1900, in einer Zeit der Unsicherheit und Umbrüche. Die Wiener Moderne war gekennzeichnet von politischen, sozialen, technischen und kulturellen Veränderungen, von tiefgreifenden Gegensätzen, besonders aber von der Betonung des Individualismus (Sigmund Freuds damals entstehende Psychoanalyse). Im 'Törleß' thematisiert Musil besonders die gesellschaftliche Moral und Prüderie gegenüber der erwachenden Sexualität von Schülern. Das Grundthema des Romans ist jedoch die Ichfindung beziehungsweise Gründung eines individuellen Selbstbewusstseins in einer autoritären Gesellschaft. Über den Umweg der Selbstentfremdung durch die Erkenntnis seines eigenen Sexual- und Aggressionstriebs reift in Törleß schließlich ein amoralisches ästhetisches Bewusstsein, das zwar noch sprachlos bleibt, aber schon den späteren Künstler in ihm wachsen lässt.
Autorenportrait
Robert Musil (1880-1942), österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker, für dessen literarisches Schaffen der Erste Weltkrieg sowie die Errichtung der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und Österreich bedeutsame Einschnitte waren. Bekannt wurde Musil vor allem als Autor der beiden Romane »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« und »Der Mann ohne Eigenschaften«. Nach dem Erfolg des Törleß 1906, der seine Schriftstellerexistenz begründete, tat sich Musil mit weiteren Publikumserfolgen jedoch schwer. Bis zum Erscheinen des Hauptwerks verging danach fast ein Vierteljahrhundert, währenddessen Musil hauptsächlich mit Literaturkritik, Zeitungsaufsätzen und Theaterarbeiten hervortrat. Nach dem Ersten Weltkrieg richteten sich Musils literarische Anstrengungen zunehmend auf Entwicklungsaspekte des immer größere Dimensionen annehmenden Hauptwerks. »Der Mann ohne Eigenschaften« wurde nach Erscheinen des ersten Teilbandes 1930 von der Kritik hoch gelobt, war beim breiten Publikum aber weniger nachgefragt, woran auch prominente Fürsprecher wie Thomas Mann nichts zu ändern vermochten. Das Romanprojekt wuchs immer stärker in die Tiefe. Auf Druck seines Verlegers veröffentlichte Musil im Dezember 1932 den fertiggestellten ersten Teil des zweiten Bandes. Zur Veröffentlichung eines zuletzt für April 1938 anvisierten weiteren Teils kam es nicht mehr, da das NS-Regime mit dem Anschluss Österreichs die bevorstehende Publikation verhinderte. In den letzten Lebensjahren geriet Musil im Schweizer Exil immer mehr in Vergessenheit. Erst in den 1950er Jahren setzte eine Wiederbelebung des Interesses an Musils Werk ein, nachdem seine Frau Martha und Adolf Frisé den Werknachlass des Verstorbenen geordnet hatten. [Wikipedia]