Beschreibung
"Dieser Druck ist vertraulich. Es wird gebeten ihn nicht zu verleihen oder aus der Hand zu geben.So vermerkte es Kessler in roten Lettern in der 1921 als "Privatdruck" erschienenen Ausgabe seiner Feldpostbriefe. Lediglich 130 Exemplare ließ er in der Werkstatt seiner Cranach-Presse drucken - 100 davon auf normalem Papier, 30 auf Bütten. Das Reprint dieses raren Dokuments erschließt eine Welt im Zusammenbruch. Kessler erlebt den Kollaps des Kaiserreichs und der Welt, wie er sie kannte. Die in einem Zusatzband vereinigten flankierenden Texte von Florian Illies, den Kessler-Biographen Peter Grupp und Sabine Carbon und dem Kessler-Sammler Felix Brusberg geben eine Einordnung zum Phänomen des Ästheten und Soldaten.
Autorenportrait
Harry Graf Kessler war "der Mann, der alle kannte". Mit Isadora Duncan schlug er sich die Nacht in einer Bar in der Bülowstraße um die Ohren, Josephine Baker tanzte bei ihm zu Hause, Henry van de Velde entwarf seinen Schreibtisch, mit Hugo von Hofmannsthal überwarf er sich wegen des ´Rosenkavaliers´, mit Aristide Maillol reiste er nach Griechenland. Er kümmerte sich um den sterbenden Nietzsche und schrieb eine Biografie über Walther Rathenau.Reich genug, um einen normalen Beruf auszuschlagen, wurde er zum großen Anreger und Mäzen des Kunstbetriebs im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Mit seiner "Cranachpresse" schuf er Meisterwerke der Buchkunst, seine seit dem 12. Lebensjahr verfassten Tagebücher sind Lesevergnügen und eine Quelle ersten Ranges, rund 40.000 Seiten mit rund 10.000 Personen, die sie bevölkern. Den ersten Weltkrieg erlebt er als fast 50-jähriger begeisterter Soldat. Nach dem Zusammenbruch seiner alten Welt wendet er sich konsequent fortschrittlichen Strömungen, Pazifismus und Republik zu und wird zum "roten Grafen".