Beschreibung
Mit Antiphonia legt Jörg Schieke ein langes Gedicht vor, das lust- und kunstvoll einen Parforceritt durch die Gegenwart und unmittelbare Vergangenheit zelebriert. Rein inhaltlich, wie man so sagt. Formal aber lässt es Formen auferstehen, die vergangen scheinen, aber zyklisch ihren Anspruch auf Gegenwärtigkeit geltend machen. Immer wieder findet das Epos seinen Weg zurück in den Vers, dem es letztlich entstammt und aus dem es erst in der bürgerlichen Epoche in den Roman floh. –
„Jörg Schiekes Gedichte sind – um es mit einem Bild zu beschreiben – Einladungen zu einer Bootsfahrt an einem gleißend weißen Sommertag. In einer merkwürdig geladenen Spannung, die keine Erdung findet, scheint das Gefährt lautlos dahinzugleiten. Von einem für einen solchen Sommertag unweigerlich zu erwartenden Unwetter meint man, jeden Moment die ersten Wolken zu sehen. Erhöbe man jedoch den Blick tatsächlich zum Himmel, würde man keinerlei Beweise für ein solches entdecken können. Keinerlei reale Vorgänge wiesen auf seine Existenz. Es bleibt eine Fata Morgana. Vielleicht ist der Grund für das Entstehen solcher Phantombilder die Angst, die das Anhalten des Atems vor dem Beginn der Unumkehrbarkeit einmal begonnener Vorgänge ist.“ Cornelia Jentzsch, Berliner Zeitung
Autorenportrait
Jörg Schieke wurde 1965 in Rostock geboren. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, arbeitete als Lektor in der Aufbau-Verlagsgruppe sowie als Redakteur der Literaturzeitschrift Edit. Derzeit ist er freier Autor und Redakteur bei MDR Kultur (Kultur-Radio des MDR). Jörg Schieke veröffentlichte mehrere Gedichtbände und erhielt den Brentano-Preis der Stadt Heidelberg sowie das Leipziger Literatur-Stipendium der Bertelsmann-Stiftung.