Beschreibung
Choreographierte Körper tanzen. Doch auf den Bühnen des 18. Jahrhunderts beginnen sie als Teil einer bürgerlichen
Gesellschafts- und Kulturbildung zu agieren. In den Schauräumen des Theaters zeigen Tänzer handlungsorientierte
Bewegungsgestalten, die ihre Körper zu Szenen empfindsamer Erregung figurieren.
Das ballet en action entwirft den choreographierten Körper zu einem Schauplatz, der einer machtvollen Programmatik
der Transgression von Empfindungen folgt: Fortan sollen die Tänzer Seelenregungen vorstellen, die sich in die Herzen der
Zuschauenden spielen. Radikaler noch als im Schauspiel vollzieht der Bühnentanz einen paradigmatischen Darstellungswandel,
mit dem sich ein modernes Verständnis von Choreographie und Künstlertum ankündigt. Die vorliegende Studie zeichnet die ästhetisch-epistemischen Strukturen dieser Bühnentanzentwicklung in ihren Wissensmodellen, historiographischen Vorbildern und ›bildenden‹ Vorschriften für ›Empfindungen‹ nach. Kritisch befragt und entfaltet wird das hybride Wissensgeflecht des Tanzes. Der analytische Fokus liegt auf jenem doppelten Schauplatz seiner Darstellungskunst, Körper in Bewegung und in Szene zu setzen, um figuriert und bewegend Seelen-Szenarios zu zeigen und transgressiv auszuspielen.