Beschreibung
ARTISTIC RESEARCH ALS WISSENSGEFÜGE ist eine empirisch-praxeologische und kritische Untersuchung von Probenprozessen im zeitgenössischen, forschenden Tanz. Kleinschmidt stellt hier systematisch Routinen und nicht menschliche Teilnehmerschaften vor, durch die Wissen in choreographischen Arbeitssettings generiert wird. Inwiefern lassen sich gerade jene Arbeitsszenarien ku?nstlerisch Forschender, die auf hoch reflexiven und komplexen konzeptuellen Verfahren basieren, als routinisierte Abläufe und Praktiken fassen? Statt ku?nstlerische Arbeitsweisen und Konzepte als ‚singulär‘ und in erster Linie individuell zu verstehen und die Analysen von Proben um die Ku?nstlerInnen-Subjekte zu zentrieren, stehen die konkreten Handlungsverkettungen und kollektiven Wissensformen in Proben, in Reflektionen und Diskussionen im Mittelpunkt der Untersuchung.
Hintergrund fu?r die Analysen sind ein Diskurs und ein (Tanz-)Feld, die beständig daran mitwirken, die hohe Selbstreflexivität von Tanz und Choreographie zu festigen sowie reflexive Verfahren offensiv in Ausbildungskontexten und in weit verbreiteten Formaten wie der Lecture Performance als bereits wieder standardisierte Prozeduren zu vermitteln. Gerade angesichts eines solchen Diskurses greift man zu kurz, bedenkt man nicht auch die Routinisierung von (Selbst-)Reflexivität. Kleinschmidts Probenforschung schließt so an einen Diskurs der „De-Zentrierung des Subjekts“ (Reckwitz) und der Subjektivierung an und leistet sowohl eine kritische Revision der Diskussion zu Tanzwissen und Wissen des Artistic Research, als auch eine feldspezifische Analyse von Wissensformen.