Beschreibung
Die Auseinandersetzung um den Menschen ist um unterschiedliche Fragestellungen angelegt und bewegt sich zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Zugängen. Im Besonderen ist die philosophische Subjektivitätsphilosophie, die nach der Konstitution und nach den Grenzen des Selbst fragt, mit zwei Außenperspektiven konfrontiert, in denen diese Fragen in profilierter Weise hervortreten. Beide bilden einen Leitfaden der in diesem Band dokumentierten Diskussion. Die eine liegt im Gespräch zwischen der Philosophie und der Psychoanalyse, das seit einem Jahrhundert die Macht des Bewusstseins und die Zentralität des Ich kritisch befragt. Die andere besteht in der Herausforderung der Philosophie – und ebenso der Psychoanalyse – durch die Neurowissenschaften, die grundsätzlich die Binnenperspektive der Selbstbeschreibung und des Selbst durch den Blick von außen ergänzt und infrage stellt. Beide Auseinandersetzungen stehen für Probleme, mit denen sich das Denken seit je befasst hat, die aber in diesen neueren Auseinandersetzungen eine spezifische Prägnanz gewinnen. Die Verbindung und Überlagerung beider Beziehungen bildet den Horizont, innerhalb dessen die folgenden Beiträge, unter variierenden Aspekten, die Frage nach dem menschlichen Selbst stellen.
Autorenportrait
Emil Angehrn war von 1991-2013 Professor für Philosophie an der Universität Basel. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles, 2000; Interpretation und Dekonstruktion. Untersuchungen zur Hermeneutik, 2003; (Hg. mit Ch. Iber u.a.) Der Sinn der Zeit, 2002.
Joachim Küchenhoff ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Basel sowie Chefarzt und ärztlicher Leiter Psychiatrie Baselland, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Die Achtung vor dem Anderen. Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Dialog, 2005; Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs. Psychoanalytisches Verstehen zwischen Philosophie und Klinik, 2013.
Inhalt
Einleitung
i. Historische Positionen
Thomas Buchheim, Wie und warum existieren Seelen nach Aristoteles?
Ursula Renz, Rationalismus mit und ohne Grenzen. Zur Erklärbarkeit
von Erfahrung bei Descartes, Hobbes und Spinoza
Lore Hühn, Die philosophische Entwirklichung des Selbst. Hegel im Lichte
der Kritik Kierkegaards
Rudolf Bernet, Leib und Seele bei Husserl und Bergson
ii. Die Herausforderung der Neurowissenschaften
Daniel Hell, Zur Naturalisierung der Subjektivität
Peter Henningsen, Vom Nutzen der Neurobiologie für die Erforschung
der Seele
Michael Pauen, Das Problem des Selbst in den Neurowissenschaften
und der Philosophie des Geistes
iii. Konstruktionen des Selbst in Philosophie und Psychoanalyse
Emil Angehrn, Selbstsein und Selbstverständigung. Zur Hermeneutik
des Selbst
Brigitte Boothe, Die narrative Mitteilung als Seelensprache
Peter Welsen, Die Figuration des Selbst im Spannungsfeld
zwischen Kraft und Sinn
Rolf-Peter Warsitz, Konstruktion und Dekonstruktion des Selbst
Raymond Borens, Die Unabschließbarkeit der Subjektkonstitution
Joachim Küchenhoff, Die Grenzen des Selbst: der Andere und der Körper