Beschreibung
Johannes Lothar Schröder blickt zurück auf bewegte Jahre des Kunstbetriebs, der im wirtschaftlichen und technologischen Umbruch dermaßen befangen war, dass epochale Werke unerkannt blieben. Die hier vorgestellten Künstler*innen schufen Hauptwerke, die heute schon Kunstgeschichte geschrieben hätten, wenn die mit Ausstellungen Befassten nicht vom Bau neuer Museen und dem Verlangen, das Chaos künstlerischer Entwicklungen berechenbarer zu machen, absorbiert gewesen wären. Jede Priorität produziert auch Defizite. Schröder erörtert Werke von Boris Nieslony, Dieter Rühmann und Annegret Soltau im Kontext mit solchen, mit denen sich bekanntere Künstler wie Pablo Picasso, Gerhard Richter und Karlheinz Stockhausen auf Fanale terroristischer Gewalt bezogen. Zerstörung war eine der größten Herausforderungen für Künstler und wurde nach der Krise der 1970er Jahre durch die Rekonstruktion von Emotionen und die Suche nach Empathie abgelöst. Es ging um die Konsolidierung der Subjektivität und die eigene Positionierung in einer Umgebung, in der selbst der Stellenwert von Kunst angezweifelt wurde. Dagegen setzten die drei im Mittelpunkt dieses Bandes stehenden Künstler*innen Monumentalität, Ausdauer, Akribie und auch schwarzen Humor ein. Mit einfachen Mitteln gelang es ihnen allen Widerständen und Beschränkungen zum Trotz ein Maximum an Wirkung zu erzielen. In einer auf materielle Werte und wachsenden Wohlstand fixierten Gesellschaft wurden ihre bemerkenswerten Leistungen ignoriert, weshalb sie sich gegen erhebliche Widerstände und sogar Zensur durchsetzen mussten.