Beschreibung
Ein Junge und ein Zwerg: Nach ihnen ist dieses Buch betitelt, aber auf den ersten Blick lässt sich in den Collagen von Arturo Herrera nichts dergleichen erkennen. Auf den zweiten Blick finden sich sprechende Details in der reichen Textur der Werke: der Blasebalg eines Akkordeons, die Mütze eines Zwergs. Sind diese Bilder gegenständlich oder abstrakt? Arturo Herrera sagt: „Die Herausforderung ist, wie kann ein Bild, das so wiedererkennbar ist wie ein Zwerg, eine andere Bedeutung bekommen, eine, die ich ihm auferlege? Ist das möglich? Kann ich etwas so Eindeutiges mehrdeutig machen?“ Er kann: Die Uneindeutigkeit der Collagen verlangsamt den Blick; gegenständlich oder ungegenständlich sind keine einfachen Gegensätze mehr. Und das sich wiederholende Motiv gibt den Blick auf die Behandlung frei, auf die Virtuosität von Herreras Umgang mit der Abstraktion.
Die in „Arturo Herrera: Boy and Dwarf“ gezeigte neueste Serie von 75 großformatigen Collagen auf Papier basiert auf zwei Comic-Figuren: einem alten Zwerg und einem Jungen, der Akkordeon spielt. Die Vorderansichten stammen aus einem Malbuch für Kinder, die Rückansichten wurden in Herreras Auftrag von einem Illustrator angefertigt. Diese Figuren sind vergrößert aufs Papier gebracht und bilden jeweils einzeln die letzte Ebene einer komplexen Collage aus Papierschnipseln, Farbspritzern und Zeitungspapier, in der die Konturen mit dem Hintergrund verschmelzen, bis sie in der lebendigen Abstraktion der Oberfläche kaum mehr sichtbar sind. Der Bildraum verschwimmt und doch trifft der Blick sehr bald wieder auf einen großäugigen Jungen oder einen Zwerg. Das Spiel mit der Projektion kann beginnen.