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Emanzipation und Bildungswesen der Juden im Kurfürstentum Hessen 1807-1866

Jüdische Identität zwischen Selbstbehauptung und Assimilationsdruck

Erschienen am 01.01.1994
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783921434154
Sprache: Deutsch
Umfang: 224
Format (T/L/B): 24.0 x 17.0 cm
Einband: Gebunden

Beschreibung

Die Emanzipation der Juden im 19. Jahrhundert vollzog sich im Spannungsfeld zwischen der liberalen Forderung nach Gleichberechtigung aller Bürger und der konservativen Auffassung, die Juden, die als religiöse Minderheit am Rande der christlichen Gesellschaft lebten, müssten erst „erzogen“ werden, ehe ihnen ein gesellschaftlicher Aufstieg zuteil werden dürfe. Doch auch innerhalb der jüdischen Bevölkerung führte der Emanzipationsprozess zu erheblichen Konflikten zwischen dem traditionellen Judentum und einer jüngeren Generation, die aus dem Ghetto hinausstrebte und bereitwillig die Chance zum sozialen Aufstieg wahrnahm. Wie die jüdische Minderheit diesen Konflikt bewältigte, schildert die Verfasserin in ihrer an der Universität Gießen entstandenen Dissertation. Ausgehend von der Darstellung der rechtlichen, demographischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation der Juden im Königreich Westphalen behandelt die Verfasserin zunächst die staatliche Judenpolitik, die im beginnenden 19. Jahrhundert die Erziehung der Juden zu „nützlicheren“ Untertanen anstrebte. Wichtigstes Instrument dieser Erziehungspolitik sollte eine säkularisierte und staatlich kontrollierte Schulerziehung sein. Diese Bildungspolitik stieß auf hartnäckigen Widerstand bei orthodoxen Juden, die um ihre Identität besorgt waren und an der traditionellen Form des Lernens und der religiösen Erziehung festhielten. Die Autorin schildert, wie erste Reformversuche im Königreich Westphalen zwar scheiterten, doch in kurhessischer Zeit ein beachtenswerter Prozess der Abstimmung staatlicher und jüdischer Interessen in Gang kam. Reformwillige Juden wie Jacob Pinhas akzeptierten die Notwendigkeit einer Modernisierung des jüdischen Schul- und Erziehungswesens, bestanden aber, um die jüdische Identität zu bewahren, auf der Möglichkeit der Einrichtung eigener jüdischer Elementarschulen. So entstand im Zusammenspiel von staatlichen und jüdischen Kräften bis zum Ende der kurhessischen Epoche 1866 ein nahezu flächendeckendes Netz von jüdischen Elementarschulen. Kein anderer deutscher Staat konnte dies vorweisen.

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