Beschreibung
Gewalt als Strukturmerkmal der frühen Sowjetunion: Diese landläufige Charakterisierung stellt die Autorin mit Hilfe von Fallstudien aus dem Gouvernement Smolensk in Frage. Ausgehend von sieben exemplarischen Gerichtsakten werden die Lebenswelten junger Gewalttäter und deren Opfer rekonstruiert. So lassen sich die Gewalttaten – Morde und Vergewaltigungen – kontextualisieren, Motive und Prägungen, Handlungsspielräume und Argumentationsmuster aller Beteiligten erfassen. Die Fallstudien bringen zudem Erkenntnisse zur Vielfalt dörflicher Konfliktlösungsstrategien, Erinnerungskultur und zum Funktionieren lokaler Beziehungsnetze. Schliesslich ergeben sich auch neue Einsichten in die Wechselwirkungen zwischen historischen Akteuren, dörflicher Autonomie und bolschewistischer Herrschaft.
Autorenportrait
Daniela Tschudi, Jahrgang 1971, wurde in Liestal geboren. Sie studierte allgemeine Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Russistik und Soziologie an den Universitäten Basel und Tübingen. Anschliessend war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Projekt 'Jugend und Gewalt in Sowjetrussland, 1917–1932' tätig. 2002 promovierte sie in Osteuropäischer Geschichte an der Universität Basel.