Beschreibung
Zwölf Geschichten aus der Zeit der Antike bis in die Gegenwart werden hier vorgestellt, die die Autorin in ihrem Leben wie Freunde begleitet und begeistert haben. Überall stehen Spiegel in großer Variationsbreite mehr oder weniger im Zentrum des Geschehens. Sehr häufig suchen die Personen im Spiegelbild Selbsterkenntnis - und werden enttäuscht. Da ist das Urbild: Ovids Narziss, so wie Faun und Braut auf den schönen, erzählenden Bildern der Mysterienvilla in Pompeji, Sneewittchens Stiefmutter, Kellers >Grüner Heinrich<, Thomas Manns Künstler Aschenbach und Bachmanns Undine. Im Spiegel erscheint aber auch die Welt. So in Platons >Höhlengleichnis< als Schritt zur Klarheit, in der Sage von Perseus und Medusa als Bild des Monsters; Venedig hält für Aschenbach Spiegel- und Zerrbilder bereit. Durch die Spiegelbilder werden Helden manchmal zum Handeln angeregt: Perseus zum Guten, die Stiefmutter zum Bösen. Der Grüne Heinrich tut - nichts. Eine ganz andere Verwendung von Spiegelungen lässt sich in Wolfram von Eschenbachs >Gawan<-Erzählung im >Parzival< und in Schlegels >Athenaeum-Fragment 116< ausmachen: In beiden Texten dient ein Spiegel zur Strukturierung des Handlungsverlaufs bzw. des Inhalts. Nicht weniger kunstvoll erscheint in Schillers >Wilhelm Tell< die Natur als Spiegel der Handlung. Für all diese Geschichten schafft der junge Kafka mit der Spiegelung einer Regenwolke den magischen Raum für die Kunst des Erzählens und Zuhörens. Antje Syfuß wurde 1941 in Schleswig-Holstein geboren, wuchs in Bethel bei Bielefeld auf und studierte alte Sprachen und Germanistik. Sie lebt seit 1970 in Butzbach, nördlich von Frankfurt am Main, und war mehr als 35 Jahre Lehrerin am heimischen Gymnasium mit den Fächern Deutsch, Latein und Philosophie. Ein Zweitstudium an der Universität Gießen schloss sie mit Promotion (1992) ab. Nach der Pensionierung (2003) lebt sie als Ehefrau, Mutter, Großmutter, Schwester, Freundin, ehrenamtliches Vereinsmitglied, Gärtnerin, Seglerin und Autorin (www.nixenliebe.de).